Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

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Mercen
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Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

Beitrag von Mercen »

Einleitung

Dragon Heist (Drachenjagd) ist eines der vielen fertigen Abenteuer, die für teures Geld dem faulen Spielleiter angeboten werden. Einige davon sind super, aber das hier: Naja.
Nach dem ersten Level hatte ich schon keine Lust mehr weiterzuspielen. Das war eine uninspirierte Aneinanderreihung von Encountern. Ihr werdet das beim Lesen merken. Da konnte man nicht viel verbessern. Aber es sollte besser werden, versprach der SL. Er hätte sich für die folgenden Teile noch ein paar Sachen überlegt. Das stimmt, ab Episode 3 wurde es ganz gut.

Warnung: Die folgenden Geschichten sind ein Walk-through mit einer möglichen Lösung. Wenn ihr es noch am Spielen seid oder vorhabt, es zu spielen, bitte nicht weiterlesen (außer natürlich, du bist der Spielleiter). Je nach gewähltem BBEG startet das Abenteuer zu unterschiedlichen Jahreszeiten mit unterschiedlichen Begegnungsabläufen. Wir hatten Frühling und damit galt: Schönheit liegt im Auge des Betrachters.

Hauptfigur ist Ewan Twiligh, ein menschlicher Zauberer (Schatten) mit dem Hintergrund Einbrecher und dem Talent Ritualwirker. Das Abenteuer spielt in Waterdeep und beginnt, wie könnte es anders sein, im 'Klaffenden Portal'.
Kein Plan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit den Spielern hinaus.
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Mercen
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

Beitrag von Mercen »

1492 Tarsakh 1

Meine Münzen waren auf eine sehr überschaubare Anzahl zusammengeschrumpft. Vielleicht würde ich im 'Klaffenden Portal' jemanden finden, der meine Fähigkeiten gegen klingende Münze benötigen würde? Außerdem war heute Quipper-Tag. Und natürlich war die schöne Bonnie da. Das waren drei gute Gründe, um mich auf den Weg zu machen.
Wie üblich, war ich zu spät und alle Tische waren schon besetzt. Ich kämpfte mich zu einem Stehtisch durch, der wie durch ein Wunder unbesetzt war. Bonnie brachte mir eine Fischplatte und ein Schattenbier. Und lehnte natürlich meine Einladung zu einem privaten Treffen ab. Wie auch immer, der Abend konnte beginnen.

Plötzlich wurde es leiser und einige Köpfe wandten sich dem Eingang zu. Man sieht auch selten eine so stattliche Gestalt. Sie war hochgewachsen, hatte schwarze lange Haare mit grauen Strähnen und war in Kettenpanzerung gehüllt. Das war nicht so ungewöhnlich hier im 'Portal', aber es war ein Hobgoblin, wenn ich mich nicht allzu sehr täuschte und definitiv eine Frau, wenn ich die Rundungen unter dem Panzer richtig identifizierte. In Waterdeep traf sich ja allerlei buntes Volk, aber die waren selten hier und ihre Frauen sah man fast nie. Und sie war sehr viel hübscher als ihre männlichen Ausführungen.
Ihre Begleiterin war ein Mensch und deutlich unauffälliger gekleidet, eher in Grüntönen, mit Strickschal und ohne sichtbare Rüstung, dafür hatte sie einen Holzschild bei sich. Sie hatte graues Haar, welches hochgesteckt und mit Stricknadeln befestigt war. Sie machte einen auf gemütliche Erscheinung. Das sollte täuschen, wie ich später merkte.
Waffen und Rüstung sind ja in Waterdeep nicht gerne gesehen, aber die beiden waren wohl gerade erst angekommen und hatten sich wohl noch nicht umgezogen. Oder wussten noch von nichts.
Ich winkte ihnen jedenfalls zu und sie kamen tatsächlich zu mir rüber. Beide waren bestimmt um die 50 und stellten sich als Frida und Florence vor. Die beiden hatten sich vor ein paar Tagen auf dem Weg in die Stadt getroffen.
Bei Quipper und Schattenbier unterhielten wir uns ein wenig über die Sitten und Gebräuche in meiner schönen Stadt.

(SP: Ich habe Volos Leitfaden für Waterdeep aus dem Abenteuer, da ich der Einwohner bin.)

"Seid ihr gerade erst angekommen?"
Das bejahten sie.
"Wollt ihr in Halasters Labyrinth?"
"Nö? Uns wurde am Tor gesagt, dass wir hier in dieser Taverne am besten aufgehoben wären."
"Das stimmt wahrscheinlich. Habt ihr schon Geld getauscht?"
Sie schauten mich mit großen Augen an.
"Warum sollten wir das tun?"
"Waterdeep hat etwas gegen Münzfälschungen. Daher sind nur die hier geprägten Münzen gültig. Hier im 'Portal' könnt ihr auch anders zahlen, aber Durnan hat einen schauderhaften Wechselkurs. Geht am besten morgen zu den Magistern, da geht es fair zu."
"Was sind denn das für Münzen?"
"Es gibt die Federn, das sind Kupfermünzen, dann kommen die Scherben aus Silber und die Drachen aus Gold. Das ist wie überall. Dann gibt es noch den Teol zu 2 Drachen, die Sonne für 10 Drachen und den Erntemond für 50 Drachen."
"Es gibt eine Münze, die 50 Goldmünzen wert ist?", staunte Frida.
"Ja, da muss man nicht so viel Gold mit sich rumschleppen, wenn man etwas Teures kaufen muss.", lachte ich. "Ehrlich gesagt, ich habe in meinem ganzen Leben hier noch keinen gesehen. Die gilt auch nur hier in der Stadt."
"Hui, die hätte ich gerne.", sagte Frida.
"Dann noch eine Warnung, du trägst Rüstung und offene Waffen. Das wird nicht gerne gesehen und die Grünröcke werden dich anhalten und nach dem woher und wohin fragen. Falls du adlig bist, kannst du dich bei den Magistern registrieren, dann darfst du legal so rumlaufen. Falls ihr länger als 10 Tage bleiben wollt, müsst ihr eh dahin, um euch registrieren zu lassen."
"Das erklärt, warum wir so wenig Gerüstete gesehen haben auf dem Weg hierher. Wer sind denn die Grünröcke? Am Tor standen ganz normale Wachen. Die haben nichts gesagt."
"Das glaube ich dir, denn das ist die Garde. Die bewacht die Stadt und die Mauern. In den Straßen ist die Wache unterwegs und sorgt für Recht und Ordnung. Die tragen grüne Uniformen, daher der Name 'Grünröcke'."
"Warum hilfst du uns eigentlich?", wollte Florence wissen.
"Nun … erstens bin ich ein netter Mensch, zweitens habe ich noch nie einen weiblichen Hobgoblin gesehen und hier im Portal gibt es eine Menge Volk aus anderen Ländern und drittens bin ich so gut wie pleite. Falls ihr also einen Stadtführer braucht oder ähnliches, stände ich zur Verfügung."
Florence lachte schallend. "Das war mal ehrlich. Einverstanden, falls wir Hilfe brauchen, melden wir uns bei dir."
Ich grinste. "Tut das. Ich bin abends normalerweise hier und halte Ausschau nach Gelegenheiten."
"Was ist eigentlich mit deinen Augen passiert?", wollte Frida wissen. "Die sind schwarz. Ich habe noch nie schwarze Augen gesehen."
"Na, richtig schwarz sind sie nicht, aber das sieht man nur bei Sonnenlicht. Das war eine der Nebenwirkungen, als ich meine Berufung gefunden hatte. Ich bin Zauberer."
"Wirklich?" Das klang ungläubig. "Bist du nicht zu jung dafür?"
Statt zu antworten, fasste ich ihren Becher an. Schatten begannen zu wogen und wanderten auf mich zu und umschlangen den Becher. Frida betrachtete das mit großen Augen. Auf dem Becher bildete sich Kondenswasser. Dann ließ ich los und die Schatten wurden wieder normal.
"Das ist die zweite Nebenwirkung. Die Zauberei ist nicht unauffällig."
"Gut, jetzt glaube ich dir. Mmh, lecker, kaltes Bier."
"Was das Alter angeht, verwechselst du das mit einem Magus. Die lesen Bücher und noch mehr Bücher und studieren jahrelang, bevor sie irgendwas zaubern können, was sie dann wieder in andere Bücher schreiben müssen. Zauberei hat man, die ist einfach da. Schwierig ist nur, den gewünschten Effekt zu erzeugen. Das klappt bei einigen nicht so gut, weswegen Zauberer einen schlechten Ruf haben."

Inzwischen brach die übliche Schlägerei zwischen einigen Gästen aus. Hier war es eine riesige Halbork-Frau, die sich mit ein paar Xan-Muskeln ein Duell lieferte. Ich setzte 5 Scherben auf die Frau, aber die war doch nicht so gut wie es am Anfang aussah und ging nach dem dritten Gegner ebenfalls zu Boden.

"Aber nochmal zurück zu deinem Angebot: Ich werde Hilfe brauchen," sagte Frida nachdenklich. "Ich suche nach Informationen und das wäre schon hilfreich, wenn ich wüsste, wo ich hin muss."
"Da kann ich dir wahrscheinlich weiterhelfen, wenn du nicht unbedingt zur 'Offenen Fürstin' musst. Da habe ich keinen Zugang."
"Das ist ein seltsamer Name.", sagte Florence.
"Ja, das hat mit der Stadtverwaltung zu tun. Die jetzige Fürstin ist Laeral Silberhand, eine Elfin. Ihr Vorgänger hatte wohl seine Finger in unsauberen Geschäften und wurde 89 abgedankt. Der regiert jetzt Neverwinter. Sie hat einen Rat, die sogenannten 'Maskierten Fürsten'. Die tragen ein spezielles Kostüm, damit die alle möglichst gleich aussehen und keiner weiß, wer das ist, aber natürlich gibt es Gerüchte. Damit will man Bestechungen vorbeugen. Die 'Offene Fürstin' hat so was nicht."

Dann wurde es wieder ruhiger, bis vereinzelt Beifall aufkam. Er kam, er persönlich: Volothamp Geddarm. Natürlich mit seinem üblichen Schwarm von Speichelleckern im Schlepptau. Das war mal ein Held und wo er überall gewesen war: Von den hohen Bergen im Norden bis zu den Dschungeln von Chult im Süden.
"Wer ist das?"
"Volothamp Geddarm, kurz Volo gerufen. Er schreibt Bücher über alles Mögliche, fremde Länder, Monster und so. Angeblich hat er sie alle persönlich studiert, aber das glaube ich nicht. So gut ist keiner, aber er ist viel auf Reisen. Er ist hier so bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund."

Kurze Zeit später brandeten Schreie auf. Die kamen vom Loch. Ihr wisst nicht, woher die Taverne ihren Namen hat? Sie steht auf Halaster Schwarzmantels Labyrinth, welches voll ist von Magie und Gold. Und natürlich von vielen Kreaturen, die das bewachen. Viele sind hinuntergestiegen und nur sehr wenige sind wiedergekehrt. Durnan der Wirt war einer davon. Von seinem Gold baute er die Gaststätte über dem Zugang.
Ein Troll und ein Schwarm Blutmücken entstiegen dem Portal und alles machte sich davon. Durnan schnappte sich seinen Zweihänder und widmete sich dem Troll. Natürlich erwischte es mich und eines der Viecher fand mich zum Aussaugen schön. Ich entfernte das Miststück mit einem Kältestrahl von meinem Hals. Florence holte eine mit einem gezielten Schuss aus der Luft. Wo kam denn die kleine Armbrust so plötzlich her? Die Hobgoblinkämpferin massakrierte ebenfalls eine und nahm sich trotz Durnans Warnung danach ebenfalls des Trolls an. Zwei Hiebe mit ihren Kurzschwertern und der Troll ging zu Boden. Durnan rief nach Feuer und ich goss mit 'Magierhand' den Inhalt einer Lampe über das Vieh und sorgte so für eine nette Brandbestattung. Das gab ein Bierchen auf Durnans Kosten! Das hatte ich noch nie erlebt und ich bin häufig im Portal.
Die beiden Damen wären eine prima Begleitung, wenn man in dunklen Gassen unterwegs ist. Gut, wer in dem Job alt wird, hat schon was drauf … Sie erinnern mich an meine Oma, die fackelt auch nicht lange.
Volo war begeistert und hätte da einen Auftrag für uns: Wir sollen seinen Freund Floon Blagmaar finden und das für 100 Drachen! Mit meinem Anteil würde ich wieder zwei bis drei Monate hinkommen. Soweit Volo wusste, war sein letzter Aufenthaltsort der “Aufgespießte Drache“, wo er mit Volo war und sich danach noch mit einem anderen Adeligen treffen wollte. Das war vor zwei Nächten. 10 Drachen Handgeld für die Unkosten gab es sogar vorab. Ein Job von Volo! Wenn wir den packen, stehen uns Türen offen, sage ich euch! Die Damen hatten auch noch keine Unterkunft und waren nicht abgeneigt, sich ein paar Drachen dazu zu verdienen. Einer von Volos Freunden war ein Priester und versorgte meine Halswunde, bevor wir aufbrachen.

Also machten wir uns auf den Weg. Wir kamen keine drei Straßen weit, als wir auf eine Sperre aus Grünröcken trafen. Vier Zents saßen blutbefleckt und gefesselt auf der Straße, daneben ein paar tote Xans, wenn ich die Augensymbole richtig gesehen hatte. Wir wurden barsch zum Weitergehen aufgefordert, was wir dann auch taten. In letzter Zeit war es etwas gewalttätiger geworden in meiner schönen Stadt. Was war der Grund?
"Jetzt weiß ich, wer die Grünröcke sind. Wer waren die Toten? Die sahen ein wenig wie eine Bande aus, die hatten alle die gleichen Symbole."
"Gut beobachtet. Es gibt zwei Gangs hier in der Stadt. Die sind leicht zu unterscheiden. Die Zents oder Zentarim haben als Abzeichen eine geflügelte Schlange und die Xans oder Xanathars haben entweder Augensymbole oder ein Kreis mit 10 Auswüchsen. In meinen Kreisen gibt es das Gerücht, das Xanathar, der Anführer der Xans, ein Betrachter wäre. Daher kämen auch die Symbole."
"Deine Kreise?", fragte Florence mit hochgezogener Augenbraue.
"Ich verheimliche es nicht, ich stamme aus den Docks. Das ist die übelste Wohngegend hier in Waterdeep. Für Einheimische ist es relativ harmlos, aber Fremde verlieren schnell mal ihre Geldbörse. Und wenn sie sich wehren, auch noch ein paar Zähne. Genau dorthin sind wir auf dem Weg. Ihr werdet das gleich sehen."
"Da sind wir ja in der richtigen Begleitung.", sagte Florence.
"Keine Bange," lächelte ich, "ich bin kein Lockvogel, wenn du das meinst."
Die Straßen wurden dunkler, weil mehr und mehr Straßenlaternen aufgebrochen waren. Manche der armen Leute stahlen die Kerzen für ihre eigenen Behausungen. Die Strafe war hart, nämlich 10 Tage Zwangsarbeit, aber das schreckte keinen ab. Die Wache war zwar da, konnte aber nicht überall zugleich sein.
Mir machte das nichts, ich konnte ja im Dunkeln sehen. Frida auch, wie ich bemerkte. Bei Florence war ich mir nicht so sicher. Menschen sollten das normalerweise nicht können.

In der Nähe der Kneipe war ein kleiner Laden, in dessen Schaufenster ein getrockneter Betrachter hing. Ansonsten war alles in lila gehalten. Ich wurde belehrt, dass auch Farbtöne wie lavendel, Aubergine und mauve dabei seien. Die Mädels wollten unbedingt in den Laden rein, also besuchten wir Xoblob. Das war nicht sein Name, aber er hatte den Laden irgendwie 'geerbt' und einfach den Namen des Vorbesitzers angenommen.
Der Gnom saß auf seinem Tresen, dampfte irgendwas Lilafarbiges in einer Pfeife vor sich hin und pries seine Waren an. Er hatte sich seine Wangen mit neun lilafarbenen Augen tätowieren lassen. Ob er damit seinen Betrachter im Fenster meinte oder ein Xan war, wusste niemand so genau.
Der Gnom hatte natürlich nichts gesehen und gehört, bis meine zwei Begleiterinnen ein paar seiner lila Scheußlichkeiten kauften. Dann wurde er gesprächig. Vor zwei Nächten, er schloss gerade ab, sah er zwei junge Männer, die von fünf Typen zu Boden gerungen und dann weg transportiert wurden.

Also besuchten wir als Nächstes den „Aufgespießten Drachen“. Die Kneipe sah aus wie eine Ruine, mit kaputten Fenstern und bröckelndem Mauerwerk. Depressive Hafenarbeiter saßen herum, die ihre billige Plörre schlürften. Nach einer Lokalrunde wurden die Stammgäste gesprächig und erzählten, dass der junge Adelige tatsächlich hier gewesen war. Er hatte sich mit einem zweiten getroffen, der ihm recht ähnlich war. Sie spielten ein paar Runden Dämonenwürfel, tranken ihr Bier und gingen dann. Fünf Typen in Leder waren ihnen gefolgt. Einer kannte sie und verwies uns nach einer weiteren Runde auf die Zentarim in der Kerzengasse, die hätten wohl die beiden Adeligen entführt. Da wäre ein Lagerhaus von denen.
"Warum geht jemand aus besseren Kreisen ausgerechnet hierher?", wunderte sich Frida.
"Langeweile. Hier ist es mal anders und der Reiz der Gefahr gibt dem öden adeligen Leben eine gewisse Würze."
"Was dann auch mal in Hose geht.", kommentierte Florence bissig.
Ich grinste. "Ansonsten hätten wir keinen Auftrag."

Das Lagerhaus war erfreulicherweise mit einem Schlangensymbol gekennzeichnet. Das sollte wohl Diebe abschrecken. Aber nicht mit uns! Bei einem Blick durch das Fenster sah man jede Menge frische Leichen von Zents und Xans und 4 Kenkus, die Wache hielten.
Ich knackte geräuschlos die Tür dank meiner Lehre als Einbrecher, zu der mich meine Oma genötigt hatte und wir gingen zum Angriff über. Zwei Krähen legten sich schlafen und der Rest wurde von Frida und Florence zügig aus dem Leben befördert. Die alten Damen entpuppten sich als recht rüstig und skrupellos. Die beiden Schlafenden wurden zu handlichen Paketen verschnürt.
Dann durchsuchten wir das Gebäude. In einem Seitenkämmerchen fanden wir einen der beiden Adeligen, der sich als Renaer Neverember vorstellte und leicht nach altem Fisch duftete. Er hatte sich dort versteckt, als in der Nacht die Kämpfe im Lagerhaus ausbrachen. Der Neverember, Sohn von Dagult, dem ehemaligen Offenen Fürsten!
Renaer erinnert sich daran, dass sie seinen Kumpel Floon in die Abwasserkanäle verschleppt hatten. Als Dank für die Rettung bekamen wir eine Einladung des Fürstensohnes in sein Haus. Das werden wir später nachholen.
Mitten in unsere fröhliche Plauschi-Runde platzte die Wache. Typisch, immer dann, wenn man ihre Arbeit erledigt hatte. Es gab eine Diskussion mit Hauptmann Staget und seinen zwölf Wachen über Blut auf den Straßen und warum er das nicht möchte. Eigentlich war der Hauptmann ein netter Mann, er will halt keine Unruhe in seinem Viertel. Renaer tat sein Übriges, um die Situation zu deeskalieren. Der Hauptmann nahm die Krähen mit zum Verhör.
Dann schnüffelte ich noch ein wenig herum und fand eine Geheimtüre mit einem kleinen Kämmerchen dahinter. Darin waren Silberbarren und Gemälde als Schätze für gut über 1000 Drachen deponiert.

(SP: Eigentlich suchte Ewan nach dem geheimen Ausgang: Ein illegales Lagerhaus und nur der eine Eingang? Der Moduldesigner hat hier definitiv nicht mitgedacht)

Weiterhin fand sich noch ein magischer Papiervogel mit 5 Blättern in den darüber liegenden Büros. Man kann eine Botschaft und einen Namen drauf schreiben und das Blatt flattert dann zum Empfänger. Frida hatte die absolut brillante Idee, das Teil als „Personen lokalisieren“ zu verwenden.
Renaer erzählte noch, dass sein Vater Dagult Neverember irgendwo in der Stadt viel Geld versteckt hat und der Schlüssel dazu ein Ding ist, dass sich 'Stein von Golorr' nennt.

(SP: Warum erzählt der das? Wie gesagt, der erste Teil ist völlig unlogisch.)

Ich vermutete, dass sowohl die Xans wie die Zents davon wissen. Das scheint mir der Grund für die ausgebrochene Gewalt zu sein. Wahrscheinlich glaubt jede Seite, die andere hätte diesen Stein.

Das Silber war schwer, aber meine Oma wohnte nicht weit weg. Sie war nicht da und wohl Freunde besuchen, und so verstauten wir das Zeug erst einmal in meinem Zimmer.
Wir hatten keine Zeit zum Ausruhen, denn die Nacht war noch nicht vorbei. Wir suchten den nächstgelegenen Gullideckel und stiegen in die Kanalisation hinab. Die Kanäle, die wir suchten, waren durch gelbe Kreidezeichen markiert.

(SP: Warum auch immer ein geheimer Außenposten mit Schnitzeljagd-Markierung versehen wird)

Es war dunkel, es stank und das Quietschen der Ratten sorgte für eine angemessene akustische Untermalung. Nach etwa einer Stunde mit nassen Stiefeln (ihr wollt nicht wissen, wovon nass) trafen wir auf die erste Wache, einen Mini-Betrachter. Der schlief sofort ein, als ich seiner ansichtig wurde. Frida hüpfte auf dem schnarchenden Ding herum, bis es Brei war. Die Leiche haben wir mitgenommen. Man weiß ja nie, welcher Magier was Perverses für einen Trank braucht.

(SP: Gottchen, was hat der SL geflucht! Verdoppelte Dunkelsicht mit der passenden Spruchreichweite ist unschlagbar, wenn man jemanden überraschen will)

Endlich erreichten wir das Xan-Versteck. Eine Leiter führte nach oben und die Öffnung war durch eine profane Falltür verschlossen. Eigentlich sollte man meinen, dass professionelle Kriminelle wussten, wie ein Satz Dietriche funktioniert, aber hier war wohl nicht die Intelligenzia versammelt. Jedenfalls waren wir ruckzuck drin.
Wir terminierten einen schlafenden Goblin, durchsuchten die Räume und fanden weitere Opfer, einen Kneipenschläger (den vom Anfang mit der Halborkin) und einen Dunkelzwerg. Der Dunkelzwerg war gerade damit zugange, eine Türe zu verschließen, als wir ihn kalt erwischten. Da wurden wir natürlich neugierig und warfen einen Blick dahinter. Das hätten wir besser nicht getan, denn von irgendwoher war ein Grauschlick eingesickert, der die unverhoffte Freiheit für eine Mahlzeit ausnutzen wollte. Hier hätte es Frida fast erwischt.

Level Up!

Frisch gestärkt ging es zum Bossraum und Überraschung! Wer wartete da auf unser dynamisches Team?
Ein Illithid namens Nihilor, der sich nach einer kleinen Ansprache erfreulicherweise durch ein magisches Portal verpisste.

(SP: Warum tut der das? Der hätte uns problemlos auslöschen können / Antwort SL am nächsten Abend: Ihr wart unter seiner Würde. Stand wohl so im Modul …)

Dafür griff uns sein Haustier, ein Gehirn auf Beinen an, dass nach kurzer Zeit durch meine frisch erworbene Chromatische Kugel und Fridas tätige Mithilfe verstarb. Später erfuhren wir, dass man das Monster Intellektverschlinger nannte.
Der auch anwesende Halbork-Magier, der gerade den gesuchten Floon mit robuster Methodik verhörte, geriet an Florence und verschied umstandslos an Bolzenvergiftung.
Der gute Floon war ziemlich ausgelaugt nach der Behandlung durch den Halbork und wurde mit einer Guten Beere stabilisiert. Wir erfuhren, dass man ihn mit Renaer verwechselt hatte und etwas über den Stein von Golorr aus ihm rausprügeln wollte. Die Xans hatten ihn also schon mal nicht.
Wir fanden nach gründlicher Durchsuchung auch ein paar Schätze: Ein Zauberbuch, 2 Heiltränke, 1 magischen Dolch (+1) und 125 Drachen. Das Zauberbuch enthielt die Sprüche Brennende Hände, Hexenpfeil, Schild, Selbstverkleidung und Unsichtbarer Diener.
Leider war es für mich bis auf das Ritual völlig nutzlos. Ich brauchte einen Magier, der mir das abkaufte oder gegen Rituale eintauschte. Ich bin eben ein Zauberer. Meine Magie kommt aus dem Inneren. Magier müssen jahrelang lernen, wie man eine Kerze anzündet. Wir Zauberer wissen instinktiv, wie das geht. Gut, wir haben die Größe der Flamme nicht immer im Griff. Da fackelt mal schnell ein Gebäude ab. Das ist unter anderem ein Grund, warum Waterdeep darauf besteht, dass wir im 'Wachsamen Orden der Magier und Beschützer' zu sein haben. Damit man ein Auge auf uns haben kann, wenn die Kräfte plötzlich aus dem Ruder laufen. Ich habe es eher mit der Kälte. Die Schatten liefern das problemlos und man läuft nicht Gefahr, für den Brand eines Stadtviertels zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Wir fanden noch zwei weitere Ausgänge, einen in eine Halblingsbrauerei, was ich verstehen kann, der andere in ein Werrattennest. Das war blöd, denn eine räumte gerade ihren Keller auf und war nicht amüsiert, als sie uns durch die Wand kommen sah. Der folgende Kampf war mühsam, aber endlich konnten wir das Drecksvieh erledigen. Nach dem Spurenverwischen hatten wir dann mit der Leiche das Weite gesucht.
Es handelt sich um die Familie Scherbenmeider, alles Halblinge. Das sind echte Mistlöcher und zwar die gesamte Familie. Es gibt ein Lied in den Docks:
'Spiel nicht mit den Scherbenkindern …'.
Seit heute weiß ich auch warum. Weiß die Wache eigentlich davon?
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

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1492 Tarsakh 2

Nach dem Ausschlafen, ich hatte die beiden mit nach Hause genommen, teilten wir die Schätze auf. Ich kannte da ein paar Geschäftsleute, die nicht viele Fragen stellten, wenn man ihnen Waren anbot. Danach lieferte ich den Intellektverschlinger im Schwarzstabturm mit der Hintergrundgeschichte des Auffindens ab. Ich bin ja schließlich Mitglied im 'Wachsamen Orden der Magier und Beschützer'.
Abends sind wir dann wieder ins 'Klaffende Portal“ gewandert. Volo war es sichtlich unangenehm, aber er ist pleite. Keine 100 Drachen … dafür erhielten wir ein Haus, eine ehemalige Taverne namens 'Trollschädel', in der Trollschädelgasse. Das Haus liegt im Nordbezirk, was eine echt bürgerliche Gegend ist. Da kommen Dockratten wie ich nur selten hin.
Die Mädels übernachteten heute bei Durnan.
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

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1492 Tarsakh 3

Heute war Verwaltungstag. So eine große Stadt wie Waterdeep brauchte ihre Bürokraten. Wir besuchten die Magister und ließen die Mädels registrieren. Und weil es so schön war und wir das Geld hatten, zahlten wir auch gleich die Steuern für ein Jahr. Dafür bekamen wir eine Urkunde, die wir dem monatlich auftauchenden Steuereintreiber unter die Nase halten konnten.
Frida möchte sich nicht als ausländische Adelige anmelden, dann dürfte sie offiziell mit Waffen und Rüstung rumlaufen. Sie erregt lieber weiter Aufsehen. Ich brauche das alles nicht. Wenn man als Zauberer Waffen braucht, hat man versagt.
Als Volo endlich auftauchte, unterzeichneten wir noch die Besitzurkunde für die Taverne.
Renaer ließ uns noch eine Botschaft zukommen. Wir hätten Aufmerksamkeit erregt. Wir sollten uns nicht wundern, wenn wir bald Besuch von 'Fraktionen' bekämen, die uns anheuern wollten. Wenn wir das täten, sollten wir möglichst verschiedene Fraktionen wählen, die hätten alle ihre Vorteile.

(SP: Ach lieber SL, da wäre ich ja nie drauf gekommen …)

Ende von Episode I
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

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1492 Tarsakh 4

Wir fuhren mit der Straßenbahn zum Nordviertel. Meine ausländischen Gäste waren beeindruckt. Es gibt zwei Linien, die die beiden Hauptachsen von Waterdeep befahren und das bis tief in die Nacht. Da erspart man sich doch einiges an Herumgerenne und das für ein paar Federn pro Fahrt.
Dann spazierten wir zum Haus in der Trollschädel-Allee. Während wir so vor dem Haus herum standen und es begutachteten, gesellte sich ein junger Mann zu uns, der seine Cousine in der Nachbarschaft besuchte. Er nannte sich Erdan und ist ein halber Elbe und dazu auch noch sehr freundlich und hilfsbereit. Sowas machte mich ja direkt misstrauisch, aber der schien echt zu sein, wie wir noch sehen werden. Er ist bei seiner Cousine zu Besuch, um seine Wutanfälle in den Griff zu bekommen.
Leider war das Haus mit Brettern vernagelt. Frida wollte gerade nach Werkzeug in der Nachbarschaft fragen, aber sowohl Florence als auch ich hatten zufälligerweise eine Brechstange im Rucksack, was Frida zu einigen Kommentaren der weniger schmeichelhaften Art veranlasste. Florence und ich ertrugen das mit schmutzigem Grinsen und machten uns ans Werk. Nach dem Entfernen der Bretter wanderten wir durch das Haus.
Es war viergeschossig und seit gut acht Jahren nicht mehr bewohnt worden. Hier soll es spuken, sagte man.
Außer Rattenspuren fand sich nichts. Ein wenig Porzellan lag herum, ein paar kaputte Tische und Bänke standen im Speisesaal und sauer gewordene Weinflaschen lagen im Keller. Warum war hier keiner eingezogen? Normalerweise lockten solche Häuser ungebetenen Besuch an.
Was sollten wir nun mit dieser Bruchbude tun? Florence und ich waren fürs Verscherbeln, aber Frida wollte unbedingt ein Restaurant eröffnen.
Wir fanden jetzt heraus, dass es tatsächlich spukte, denn in die Diskussion mischte sich plötzlich ein Poltergeist ein, der abweichende Meinungen, also alles, was nicht mit Restauranteröffnung zu tun hatte, mit Schlägen auf den Hinterkopf oder geworfenem Geschirr kommentierte.

Na toll. Wie wird man denn so etwas los?

Florence wandte sich an die Schwarzstäbe und fragte nach Geistern und Gespenstern. Sie erfuhr, dass im Gegensatz zu Schreckgespenstern Poltergeister zur 'friedlichen' Sorte gehören. Wenn man weiß, wer er war und warum er herumspukt, ist sogar eine Koexistenz möglich.
Ich suchte den nächsten Buchladen auf. In der Trollschädel-Allee gab tatsächlich einen und der Laden hieß 'Buchwurm'. Na ja, das sollte wohl witzig sein. Der Besitzer war ein alter Golddrachenmann namens Rishaal, der genauso vertrocknet wie seine Ware aussah. Ich erklärte unser Problem und er ließ mich eine Abhandlung über Schreckgespenster lesen. Aber erst, nachdem ich als Bezahlung Staub gewischt hatte. Mit meinem Unsichtbare Diener war das flott erledigt. Ich erfuhr mehr oder weniger das Gleiche wie Florence.
Danach hielt ich dem Bücherwurm das erbeutete Zauberbuch unter die Nase. Nach etwas Gefeilsche tauschte er sein Ritual 'Sprachen verstehen' gegen drei Sprüche aus dem Buch ein. Damit hatte er mich wahrscheinlich maßlos übervorteilt, aber ich dachte mir, bevor ich durch die halbe Stadt renne, mache ich das Geschäft.
Es gab noch weitere Läden bei uns in der Straße, einen Schreiner, einen Schmied und einen Apotheker. Das war gut zu wissen, wenn wir mal was brauchen sollten. Vor allem der Schreiner, denn unser Mobiliar war, nun ja, etwas in die Jahre gekommen. Sollten wir die Bruchbude wieder als Gasthaus öffnen wollen, dann brauchten wir viele neue Möbel.

Frida besuchte dieweil auf meinen Tipp hin den Tempel von Oghma, um mehr über ihr gesuchtes Schwert von Jussara zu erfahren. Das Teil scheint so eine Art Reliquie ihres Volkes zu sein, welches vor Jahrzehnten abhanden gekommen war. Sie fand heraus, dass der letzte Besitzer ein Orkhäuptling namens Orgaine gewesen war. Der brachte es mit nach Waterdeep. Hier ist es in den Verliesen unter der Stadt verschollen, so die Aufzeichnungen. Damit ist natürlich Halasters Labyrinth gemeint. Das war vor etwa 30 Jahren.

(SP: Das riecht nach dem Anschluss-Abenteuer, Dungeon of the Mad Mage :-) Da will auch Ewan hin, Mama finden. Kampfmeisterin und Zauberer, eine geile Kombo.)

Am Nachmittag war putzen angesagt. Erdan und die Mädels schafften den Müll nach draußen und reparierten ein paar Sitzgelegenheiten unten und die Betten im Obergeschoss. Mit Schlafsack ging das dann ganz gut. Der Poltergeist half auf seine Art mit und versteckte zwischendurch Hammer und Nägel. Dann besorgten sie die Basiseinkäufe für die Küche.
Meine 'Unsichtbaren Diener' machten sich in der Zeit um die Staubbeseitigung und das Wischen verdient. Allerdings musste man etwas aufpassen, denn mehr als drei gleichzeitig zu kommandieren wurde hektisch. Wenn man den Befehl zum Fensterputzen gab und ihn dann alleine ließ, polierte er ein Loch in die Scheibe. Der Poltergeist zankte sich mit den Dienern herum, aber die waren genauso hartnäckig wie er. Ich hatte was zu lachen und er einen abwechslungsreichen Nachmittag.
Eins bekamen wir leider erst einmal nicht in den Griff: Die Sanitäranlagen waren auch acht Jahre sich selbst überlassen gewesen und benötigten professionelle Hilfe. Das bedeutet: Man musste die passende Gilde rufen. Selber was machen war noch in Ordnung, aber wehe, man heuerte die falschen Leute an, weil es preiswerter war. Stress mit einer Gilde wollte man nicht haben, das landete unweigerlich vor Gericht.

Nach der ganzen Plackerei gönnten wir uns ein Essen auswärts. Man will ja seine Nachbarn kennen lernen, daher aßen wir in der Kaschemme „Frevens Bräu“ um die Ecke. Das war eine einfache Gaststätte für die Bürger hier in der Straße. Wir erfuhren, dass der Besitzer Emek Freven damals nach Lifs Tod den „Trollschädel“ kaufen wollte, aber Volo ihn überboten hatte. Das war eine interessante Information, denn nun glaubten wir zu wissen, wer da bei uns spukte.
Nun war Emek sehr daran interessiert zu erfahren, was wir mit dem Ding anstellen wollten und bot uns 1000 Drachen. Wir haben abgelehnt und ihm nichts gesagt, außer, dass ein Haus im Nordbezirk ja ganz toll wäre.
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

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1492 Tarsakh 5

Das erste Frühstück im neuen Eigenheim! Erdan entpuppte sich als Spielmann und hat ein paar Kumpels, die für Live-Musik zu haben wären. Und er hat Karten für die Oper morgen Abend. Da sollen wir jemanden treffen.
Während wir gemütlich unsere Brötchen aßen, kratzte es an der Tür. Herein spaziert kam eine weiße Katze! Sie ging schnurstracks zu Florence und maunzte ihr eine Botschaft ins Ohr:
„Besuche Jeryth in Phaulkonmere“.
Danach verschwand sie wieder. Das Anwesen kannte ich. Es liegt im Südbezirk in der Nähe von Helms Halle und wurde, den einschlägigen Gerüchten nach, von einer Halbgöttin bewohnt. Es ging also los mit den Interessenten.
Dann diskutierten wir über das Haus. Der Geist scheint wohl Lif zu sein, der vorige Besitzer. Der war im besoffenen Kopf die Treppe runtergefallen, hatte Emek erzählt, und hatte sich dabei das Genick gebrochen. Er möchte wohl wieder ein gutbürgerliches Gasthaus oder Restaurant. Der „Trollschädel“ war zu seiner Zeit über alle Maßen berühmt gewesen. Wir beschlossen, es 'Lifs Restaurant' zu nennen, was den Poltergeist auf einmal sehr friedlich stimmte. Außerdem hatten wir jetzt eine unschlagbare Attraktion in dieser an Attraktionen reichen Stadt: Richtig, einen Poltergeist. Wenn der die Begrüßungsdrinks serviert, rennen uns die Leute die Bude ein.

Danach wanderten wir nach Phaulkonmere und genossen die gute Stadtluft. Es wurde langsam Frühling und die ersten Blümchen reckten vorsichtig ihre Köpfe durch das Pflaster. Dort angekommen, klingelten wir am Tor. Ein Butler namens Melanor ließ uns ein und beäugte Erdan sehr misstrauisch. Es fiel mir erst jetzt auf: Erdan hatte eine kleine silberne Harfe als Anstecknadel. Ein Harfner! Nun gut, die sind in Ordnung.
Der Park war schön, das Herrenhaus war schön, und es gibt zu Essen und zu Trinken, leider nur Veggiezeug mit Fruchtsaft. Danach fragte eine körperlose weibliche Stimme, ob Florence denn wohl Mitglied werden möchte. Sie wären die Smaragd-Enklave und schützen die Natur und so. In ihrem Haus könnte man immer Unterschlupf und Hilfe erwarten. Florence ließ sich nicht zweimal bitten und bejahte. Dafür bekam sie einen göttlichen Segen, irgendwas mit Regeneration. Ui. Und einen Auftrag: Sie soll eine sprechende Stute namens Maxeene finden und sie über Zentarim-Agenten ausfragen.
Die Stute fanden wir dann am Markt. Sie war aber etwas eigen, die Gute, trotz der extra mitgebrachten Möhrchen. Erst mit Erdan wollte sie reden (SP: Sch… Cha-Würfe). Sie erinnerte sich an ein Pärchen, einen Sonnenelf und eine Halbork-Frau, die sie zum 'Klaffenden Portal' gebracht hatte. Der Elf hieß Davil Sternenlied und die Frau Yagra Steinfaust. Das war der Beschreibung nach die, die sich mit den Xans geprügelt hatte. Sie wollten Spione gegen die Xans anwerben. Wir lieferten die Information ab und Florence ist jetzt Akolyth der Enklave.

Jemand namens Jalester Silbermähne sprach auf dem Rückweg Frida an, ob sie für den Rat der Grafen arbeiten möchte. Das ist eine Koalition der diversen Herrscher an der Schwertküste. Na, höher geht’s ja wohl kaum. Frida bejahte und der Auftrag würde später kommen, also müssen wir übermorgen Abend wieder in die Lieblingstaverne aller Abenteurer.

Als wir zurückkamen, stand ein Halbling vor dem 'Trollschädel'. Er stellte sich als Broxley Schönkessel vor und er sei der Gildenmeister der Wirte. Gerüchte über neue Besitzer verbreiteten sich offensichtlich sehr schnell hier.
Er erzählte, dass Lif gute Weine, einen exzellenten Koch und viel Gewinn hatte. Der Koch ist jetzt woanders, aber er hätte da einen Neffen mit innovativen Ideen, noch gänzlich unbekannt. Ob wir das versuchen wollten? Wir wollten.
Dafür gab es zum Vorzugspreis die Renovierung für schlappe 1000 Drachen. Gildengebühr und Verträge waren nochmal 250 Drachen. Die Ressourcen kosteten so 50 Drachen/Zehnttag (Koch + Kellner + Lebensmittel) und 10/Zehnttag war die Gildengebühr.

(SP: Gewinn 5*3w10/Zehnttag wenn’s gut läuft)

Mir wurde langsam schwindlig von diesen Summen. Wir hatten so 800 Drachen flüssig, ich weniger, die anderen mehr. Zauberer sein ist teuer! Das glaubt einem keiner, aber die Spruchkomponenten kosten einiges.
Frida will Renaer fragen, ob der sich beteiligt. Emek lugte währenddessen um die Ecke und schien sichtlich interessiert. Der Kerl wird Ärger machen, da bin ich mir sicher.

Es wurde Mittag und der Tag nahm kein Ende. Ich bekam eine Sprachnachricht mit der unmissverständlichen Aufforderung, mich sofort im Schwarzstabturm einzufinden. Und meine Freunde sollte ich auch gleich mitbringen.
Dort begrüßte uns Vajra Safahr höchstpersönlich und bot mir die Mitgliedschaft bei den Grauen Händen an. Mir, einem Jungen aus den Docks! Yesssss …! Ich war natürlich sofort Feuer und Flamme und bekam meinen Auftrag: Wandere auf den Berg Waterdeep. Treffe dort den Mönch Hlam. Frage ihn nach der nächsten Bedrohung der Stadt. Verärgere ihn nicht.
Ok machen wir. Heute ist es zu spät, morgen haben wir Oper, also übermorgen. Kein Problem, es ist nicht eilig.
Für die, die sie nicht kennen: Vajra ist die Nummer zwei in Waterdeep, direkt nach der Offenen Fürstin. Das sehen einige zwar anders, aber die Frau kommandiert die Schwarzstäbe, also alle registrierten Magier und Zauberer in der Stadt und mit ihrem Schwarzstab die Beschützer. Das sind riesengroße Statuen, die in der Stadt verteilt herum stehen oder liegen. Während der Spruchplage gab es ein paar Probleme mit ihrer Kontrolle, aber jetzt funktioniert das wieder.
Ach ja, und natürlich die Grauen Hände, die Eingreiftruppe von Waterdeep. Man rief sie, wenn die Wache und die Garde nicht mehr zurechtkamen. Man rief sie, wenn Kollateralschäden keine Rolle mehr spielten und durchgeknallte Zauberer oder Magier sich austoben durften. Ganz schön viel Macht in einer Person vereint, nicht wahr?
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

Beitrag von Mercen »

1492 Tarsakh 6

Heute besuchten wir Renaer, denn seine Einladung stand ja noch offen. Beziehungen muss man pflegen, vor allem mit hochgestellten Persönlichkeiten. Renaer beteiligte sich mit 500 Drachen. Super, allerdings will er auch einen Anteil am Gewinn. Den soll er gerne haben, wenn wir welchen machen. Das Geld brauchte er auch, glaube ich, denn mit seinem Vater hat er sich überworfen, wenn die Gerüchte stimmten. Dagult war ja jetzt der Fürst von Neverwinter.
Wir kamen zu folgender Übereinkunft: Frida und Lif machen das Restaurant, Florence und ich kümmern sich um eventuelle Störungen des Geschäftsbetriebes und Erdan macht die Mucke.
Dann wanderten wir alle am Nachmittag in den Tempel von Sune zum Schön machen. Wow, das Ergebnis konnte sich sehen lassen, vor allem bei Frida. Die erregte jetzt Aufsehen, vor allem, weil sie einen halben Kopf größer war als alle anderen in unserer Gruppe.
Dann drohte die Oper! Da hatte ich viel Schlechtes drüber gehört und es war wie erwartet: Leute schrien auf der Bühne herum und starben dann. Leider nicht für immer…
In der Pause wurden wir in eine Loge gebeten. Hier wartete ein Herr Mirt, ein Harfner, auf uns und versuchte, uns anzuwerben. Leider waren wir schon vergeben. Dafür bekam Erdan seinen Auftrag, nämlich eine Vogelscheuche, die vor der Stadt Bauernhöfe terrorisierte, zu eliminieren. Natürlich fragte auch Erdan nach Hilfe für das Restaurant, aber der Herr Mirt möchte erstmal Erfolge sehen. Was soll das denn? Wenn wir Erfolge haben, brauchen wir den Kerl doch nicht mehr! Der bekommt kein Freibier.
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

Beitrag von Mercen »

1492 Tarsakh 7
Wir kletterten in aller Herrgottsfrühe (gegen 8) auf den Berg. Die beiden alten Damen hüpften da rauf wie die Gämsen und ich bekam fast einen Herzanfall.

(SP: Ich stelle fest, dass Rettungs- und Attributwürfe durch kluge Planung zu vermeiden sind. Die vergeige ich bei diesem Charakter ständig. Treffen hingegen …)

Hlam gab folgendes Kryptisches kund:
„Der Zwilling des Bösen verbirgt zurzeit sein Gesicht. Das wird sich vor Ende des Winters klären.“
Gut, das lieferten wir im Schwarzstabturm ab. Damit war ich jetzt ebenfalls Akolyth.

Nachmittags gingen wir die Vogelscheuche suchen und klopften am ersten Bauernhaus. Der Bauer wirkte misstrauisch, aber als wir ihm unser Anliegen erklärten, wurde er zutraulich. Er beschrieb, wo die Dinger wahrscheinlich zu finden wären und dass es drei sind. Ach so …
Wir fanden die erste recht schnell. Die Methode von Erdan war einfach und direkt. Er feuerte solange mit dem Langbogen auf alle anwesenden Vogelscheuchen auf den Feldern, bis eine zuckte. Als dann der Kampf begann, fanden sich auch die anderen beiden bei uns ein. Ein nettes Gefecht entbrannte und viele Chromatische Feuerkugeln entschieden den Kampf schnell zu unseren Gunsten. Die brennen echt gut, die Dinger.

Am Abend ging es dann ins 'Portal'. Bonnie wirkte schon interessierter als die letzten Male, aber war wieder nichts. Irgendwann knacke ich den Panzer. Wenn ich nur wüsste, womit ich sie rumkriegen kann?
Jalester gab uns Zeitvorgaben. Das war nicht so wie bei den anderen, wo man sich Zeit lassen konnte. Die Grafen machten einen auf zackig. Die Dungfegergilde brauchte Schutz. Pünktlich morgen zum 6. Glockenschlag (Wann???? Etwa morgens????) sollten wir sie beaufsichtigen. Zehn Tage lang. Treffpunkt ist die Maultierschädeltaverne in der Schiffsstraße. Die liegt im Dockviertel, wo auch sonst.
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

Beitrag von Mercen »

1492 Tarsakh 10

Das war nun wirklich nicht meine Zeit. Früher war ich um die Uhrzeit erst ins Bett gegangen. Ich döste dezent vor mich hin, während die anderen Ausschau hielten. Es waren zwei Tage gepflegte Langeweile beim Bewachen der Scheißeschipper, aber heute tat sich endlich etwas. Ein riesiger Aaskriecher tauchte auf und klapperte hungrig mit seinen Mandibeln. Frida bekam endlich auch mal was ab und dann verreckte das Vieh auch schon an meinen Säurekugeln und den Schwertern von Erdan. Ein 'Magie entdecken' auf den Kadaver förderte einen magischen Dolch und einen paar nicht verdaute Drachen, nämlich 100 davon, zu Tage. Da wir nur zu dritt waren (Florence fühlte sich unpässlich) bekamen die Dungfeger auf den Schreck auch ein paar Drachen ab für ein Abendbierchen. Die Dungfeger waren glücklich und sagten uns Unterstützung bei der Eröffnung des Lokals zu.

(SP: Was wollen die tun? Dixie-Klos aufstellen? Ich bin gespannt)

Level up!

Ende von Episode II
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

Beitrag von Mercen »

1492 Tarsakh 12

Eine gewaltige Detonation unterbrach das Frühstück und ließ die Scheiben klirren. Ich sauste zur Tür und lugte vorsichtig nach draußen. Schreiende Leute wälzten sich brennend auf dem Bürgersteig und viele Tote lagen herum. Wahnsinn! Wer zündet denn einen Feuerball mitten auf der Straße? Ich schätzte, dass wir keine fünf Minuten hatten, bevor die Wache aufkreuzen würde.
Einige entsetzte Zuschauer waren auszumachen. Florence und Frida sollten die Leichen untersuchen und nach Ungewöhnlichem Ausschau halten, Erdan und ich würden uns um die Zeugen kümmern.

Ich nahm mir einen kleinen Jungen vor, der tränenüberströmt auf die Szenerie starrte.
"Na, Kleiner, das war ja eine heftige Explosion. Wie heißt du denn?"
Er deutete mit zitternden Fingern auf die Leichen. "Martem. Meine Freunde …"
"Ach du je." Ich tätschelte ihm mitfühlend auf die Schulter. "Sag mal Martem, ich bin vom 'Wachsamen Orden der Magier und Beschützer'. Was hast du denn gesehen, so kurz vor der Explosion?"
"Nichts. Plötzlich wurde es hell und alle brannten." Er heulte vor sich hin. "Ich habe mich hinter dem Regenfass versteckt."
Ich seufzte. Das war wohl nichts.
"Neben mir hat was geplatscht."
"Wie war das?"
"Na hier, in dem Regenfass." Er zeigte auf das Fass, griff in seine Tasche und zog eine feuchte zerrissene Kette heraus. Von den acht ursprünglichen Edelsteinen waren nur noch zwei über.
"Das ist ja toll. Darf ich das haben, das ist ein Beweismittel."
"Warum?"
"Weil es ein Beweismittel ist. Pass auf, ich gebe dir was anderes dafür. Ich verstehe ja, dass das eine ganz tolle Kette ist, aber sie könnte wichtig sein. Einverstanden?"
"Was denn?"
"5 Scherben? Dann kannst du dir in einer Bäckerei viele leckere Teilchen kaufen."
"10." Ganz so traurig war er wohl nicht und die kindliche Habgier gewann die Oberhand.
"Na gut, 10 Scherben." Ich öffnete meine Börse und zählte ihm die 10 Silberstücke in die Hand. "Steck's schnell weg, sonst klauen es dir die anderen Jungs."
Das kannte er offensichtlich bereits, denn das Silber verschwand sehr zügig in seiner Hosentasche.
"Oh, da hinten kommen die Grünröcke. Willst du dich mit denen auch unterhalten?"
Das wollte er offensichtlich nicht, denn er verschwand.
Die Kette ließ ich ebenfalls verschwinden. Ich würde sie mir später genau ansehen, aber ich hatte einen Verdacht. Sollte der sich bewahrheiten, würde ich das Teil nur unter Androhung der Todesstrafe rausrücken. Das Unterschlagen von Beweismitteln war strafbar, aber dafür mussten sie mich erstmal filzen und der Junge war glücklich mit seinen Scherben abgezogen, um sich den Bauch vollzuschlagen. Risiko gehört zum Leben.

Dann tauchte die Wache auf, ziemlich viele davon und natürlich samt Magier. Gut 20 Grünröcke wimmelten durch die Allee und sperrten alle Zugänge ab.
Der Magier spazierte umher warf hier einen Blick hin und murmelte dort ein "Ach so". Dann besprach er sich mit dem Sergeanten. Ich versuchte näher ranzukommen, wurde aber aufgehalten.
"Das hier ist nur für Angehörige der Wache.", beschied mir ein vierschrötiges Individuum.
"Ich bin Mitglied im 'Wachsamen Orden der Magier'.", erwiderte ich. "Vielleicht kann ich helfen."
Vierschröt drehte sich um und rief dem Magier zu, dass hier ein Kollege sei.
Der Magier sah zu uns herüber. Er war dicklich und trug eine Brille mit sehr dicken Gläsern. "Den kenne ich nicht."
"Intellektverschlinger?", rief ich ihm zu. Der Magier zuckte zusammen.
"Gut, lass ihn durch."
Der Magier stellte sich als Barnibus vor und den Sergeanten als Cromley. Der zeigte eine beunruhigende Intelligenz, gepaart mit Hartnäckigkeit, in seinen Gesichtszügen. Da musste man vorsichtig sein.
"Twiligh? Den Namen habe ich schonmal gehört.", überlegte der Sergeant. "Wenn ich Namen höre, dann bedeutet das nichts Gutes."
Ich lächelte leicht eingefroren. "Ach, das kann nur ein Missverständnis sein."
"Ich weiß zwar nicht, wie du hilfreich sein kannst," sagte Barnibus, "aber die Sachlage ist die: Ein Gnom wollte hier die Straße entlang. Es waren drei Verfolger hinter ihm her. Der Feuerball kam von da oben", er zeigte auf das Dach, unter dem ich mit dem Jungen gestanden hatte, "und für alle vier überraschend. Es muss also noch eine dritte Partei geben. Nach den Zeugen war es eine Gestalt die seltsam stakend über die Dächer davon lief."
"Wie eine Vogelscheuche?"
Barnibus schnipste mit den Fingern. "Das ist ein guter Vergleich und wirklich hilfreich. Aber wie kann eine Vogelscheuche einen Feuerball werfen?"
Mein Verdacht wurde langsam zur Gewissheit. Die Kette glühte förmlich in meiner Hosentasche.
Dann fuhr er fort. "Sie waren auf dem Weg nach da drüben." Er zeigte auf den 'Trollschädel'. Das alte Schild hatten wir noch nicht entfernt, weil das Neue noch in Arbeit war.
"Oh, da wohne ich.", platzte ich heraus und stand plötzlich in der sengenden Sonne der Aufmerksamkeit der Obrigkeit.
"Du wohnst da?"
"Ja, mit meinen Freunden. Wir hatten Volo einen Gefallen getan und dafür dieses Haus bekommen."
"Ihr seid die, die den jungen Neverember gerettet haben. Daher kenne ich deinen Namen.", sagte der Sergeant. "Jetzt verstehe ich das. Sehr gut, du warst hilfreich. Der Gnom wollte wirklich zu euch, warum auch immer. Wir unterhalten uns gleich genauer, wenn wir hier fertig sind."
"Gut, dann gehe ich rüber und sage meinen Freunden Bescheid, einverstanden?"
Cromley nickte gnädig und ich machte, dass ich vom Acker kam.

Wir trafen uns im Speisesaal. Ich erzählte kurz, was ich erfahren hatte und dann waren die anderen dran.
"Wir haben uns die Leichen angesehen.", sagte Frida. "ziemlich viele Passanten und Kinder, so wie es aussah, aber zwei waren interessant. Die beiden waren Zentarim, bei einem haben wir das Schlangensymbol gesehen. Die waren wohl hinter dem Gnom her, wie du gesagt hast. Der hatte bereits seinen Dolch gezückt."
Erdan nickte. "Es waren sogar drei Zentarim, einer ist entkommen. Er hatte etwas von dem Gnom mitgenommen, einen handgroßen Gegenstand, sagte der Apotheker. Dann ist er davon gehumpelt. Eine Frau sagte auch, dass sie eine Art Marionette auf dem Dach gesehen hätte."
"Das war der Stein von Golorr.", mutmaßte ich.
Alle sahen mich an.
"Nun, ist doch klar. Der Gnom wollte zu uns. Die Zents haben den Stein nicht, sonst hätten sie nicht versucht, Renaer zu entführen und zu verhören. Die Xans haben ebenfalls versucht, Renaer in die Finger zu bekommen und dafür die Zents umgebracht. Der Gnom ist irgendwie an das Ding gekommen und wollte es in Sicherheit bringen. Warum er nicht zur Wache gegangen ist, weiß ich aber nicht."
Frida nickte. "Das hört sich vernünftig an."
"Er müsste ihn schon länger haben," warf Florence ein, "er hatte Scheiße an den Stiefeln und an den Klamotten. Der war länger in der Kanalisation und hat sich versteckt."
"Wie hat er denn dann von uns erfahren? Na egal, gleich kommt die Wache, um uns zu verhören. Das mit dem Stein sagen wir besser nicht. Der Rest ist in Ordnung, das wissen sie jetzt alles selber."
Dann kam die Wache. Wir wiederholten artig, was wir gehört hatten. Cromley nickte und schrieb in sein Notizbuch.
"So weit ist alles klar, dass stimmt mit dem überein, was wir schon wissen. Leider habt ihr nichts Neues erfahren, aber das ist auch gut. Wenn ihr noch etwas hört, wisst ihr ja, was die Wache erwartet." Er blickte streng in die Runde. "Warum wollte er zu euch, dass ist die Kernfrage. Was wusste er, was ich nicht weiß?"
Wir zuckten mit den Achseln. "Vielleicht hat er von uns und Renaer gehört?"
"Dann frage ich mich, was für eine Verbindung zwischen euch, den Neverembers und einem Gnom besteht. Aber gut, das Rätsel wird sich lösen. Man sieht sich."
Cromleys letzter Satz klang wie eine Drohung. Er drehte sich um und verschwand. Barnibus nickte mir zu und ging ebenfalls. Ich seufzte erleichtert und wischte mir den Schweiß ab.
"Was hast du denn?"
"Ich bin in den Docks groß geworden. Wenn da die Wache zu jemandem kam, ging's nie gut aus. Das ist so eine Art Reflex. Wenn meine Oma hört, dass ich mit der Wache kooperiere, legt sie mich übers Knie."
"Was machen wir jetzt?", wollte Frida wissen.
"Wir könnten etwas nachfragen. Es ist nur eine Idee, aber bei der Parade der Wunder zeigen sie manchmal Automaten, die die Handwerker gebaut haben. Die bewegen sich selber und spielen auf Instrumenten und so. Dafür müssten wir zum Tempel von Gond. Vielleicht kennen die diese laufende Marionette."

Die Kette versteckte ich erst einmal in meinem Zimmer, nachdem ich mir sicher war, dass Lif nicht dabei war. Dann hörte ich unten Stimmen.

"Ich weiß, dass ist jetzt kein guter Zeitpunkt, aber eine unserer Klientinnen hat ein Problem. Es handelt sich um Uza Solize, eine Buchhändlerin. Sie sagt, dass ein Monster in ihr Geschäft eingedrungen sei und ihre Katze jagen würde. Das ist jetzt leider kein Fall für die Wache, weil Uza dafür bekannt ist, viele Geschichten zu erzählen. Sie liest zu viele Bücher, wisst ihr. Aber das hier hört sich anders an als ihre sonstigen Geschichten. Sie sagt, es wäre ein fliegender Ball mit Augen."
Ich ging die Treppe runter. Unten stand ein junger Mann, der sich vornehmlich mit Erdan unterhielt. Also war es wohl ein Harfner.
"Wie viele Augen sind es denn?", wollte Frida wissen.
"Keine Ahnung. Sie sagt, viele."
"Naja, wenn's die Katze jagt, kann es ja nicht so groß sein.", meinte Erdan. "Wo ist das denn?"
"In der Sorn-Straße, im Händlerviertel. Das ist ein dreigeschossiges Gebäude. Sie selber sitzt gerade im 'Felzouns', an der Ecke zur Salabar. Wäre nett, wenn ihr das direkt erledigen könntet."

Wir waren nett und zogen los. Die Bahn brachte uns zügig nach Süden. Mit ein wenig Fragerei erreichten wir die Sorn-Straße und fanden die Kneipe. An einem Ecktisch saß eine verheulte Oma, die offensichtlich noch nicht in der Lage gewesen war, aus ihren Nachtklamotten rauszukommen. Die wenigen Anwesenden schauten erschreckt auf, als unsere mobile Eingreiftruppe in voller Schönheit in den Raum getrampelt kam und auf den Tisch zusteuerte.
"Frau Solize, nehme ich an?", Erdan verbeugte sich. "Wir haben von eurem Problem gehört. Wir wollen es lösen."
"Wahhh, ich hoffe Fillipa lebt noch, schnief."
"Wie sieht es denn aus?"
"Sie ist wunderschön, mit seidigem Fell, schwarzweiß …"
"Nicht die Katze. Das Monster."
"Schnief. Eine riesengroße Kugel mit ganz vielen Augen dran, wie bei einer Schnecke. Und ein großes Maul voller Reißzähne." Sie zeigte einen Ball in der typischen Angler-Größe, also soweit die Arme reichten.
Wir sahen uns an. Etwas von dieser Größe wäre im Leben nicht durch die Tür gekommen und hätte statt der Katze die Oma mit einem Happs vertilgt. Also fragten wir behutsam nach. Und noch einmal. Es stellte sich als fußballgroßes Geschöpf mit vier Tentakelaugen heraus. Das kannten wir ja schon aus den Kanälen.
Uza brachte uns zu ihrem Laden und schloss die Türen auf. Wir verteilten uns und besetzten die Ausgänge. Dann begannen wir, die Zimmer zu durchsuchen. Das war schwierig, weil die Unmengen an Büchern jeden freien Platz einnahmen und unzählige Verstecke boten.
Von oben hörten wir etwas maunzen.
"Das wird die Katze sein", sagte Florence. "Ich gehe die mal einsammeln, dann ist sie aus den Füßen."
Es war nicht die Katze. Wir hörten einen erstaunten Ausruf und dann krachte etwas Schweres zu Boden. Ich rannte die Treppe hinauf. Oben schwebte der Minibetrachter und in einem der Durchgänge lag Florence. Er richtete seine Tentakel auf mich, aber ich war schneller. Der Ball sank schnarchend zu Boden. Dort ereilte ihn sein grausiges Schicksal in Gestalt von Erdan. Die Katze musste noch irgendwo sein, denn im Betrachter war sie nicht. Dann weckten wir Florence.
Wir trugen das Ding nach draußen, wo sich in der Zwischenzeit eine kleine Menschenmenge angesammelt hatte. Erdan hielt die Leiche an einem Augenstiel hoch und zappelte ein wenig damit rum. Frauen kreischten und Kinder schauten mit großen Augen und offenen Mündern zu.

(SP: 'If there's something strange in your neighborhood, who you gonna call?' Jupp, uns. Mein Vorschlag, sich eine alte rote Kutsche zu besorgen, wurde abgelehnt.)

Vereinzelt kam Beifall auf. Uza umarmte uns und ging in den Laden, um 'noch was als Dankeschön' zu holen. Sie kam mit einem Buch zurück und drückte mir das in die Hand. Ein Zauberbuch! Mit sieben Sprüchen. Mist, und nur einer war ein Ritual. Ich schwor mir, diesmal nicht Rishaal zu fragen. Außerdem wollten meine Freunde bestimmt was vom Erlös abhaben. Ich schätzte mal, das Ding würde ähnlich teuer sein wie Ritualzauber, also so um die 500 Drachen für alle Sprüche zusammen. Wir bedankten uns artig, verabschiedeten uns und machten uns auf den Rückweg.

Am Abend, als ich alleine war, identifizierte ich die Kette. Es war, wie ich vermutet hatte, eine Kette der Feuerbälle. Man drückte den Edelstein aus seiner Fassung und warf ihn. Wenn er aufschlug, explodierte er. Wahnsinn. Ich hatte zwei Feuerbälle. Ich fühlte mich auf einmal allmächtig.
Kein Plan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit den Spielern hinaus.
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