Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

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Mercen
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

Beitrag von Mercen »

1492 Tarsakh 24

Wir standen vor dem Geschäft. Es war dunkel und die Türe mit einem Eisengitter versperrt.
"Der Laden ist zu?"
"Sieht so aus, was jetzt?"
"Wenn ich die Tür knacke, dann haben wir die Grünröcke an der Backe. Schau dich mal um, hier ist echt Trubel in den Straßen."
Eine Frau schaute aus dem Nachbarhaus. "Ihr seid vergeblich hier. Ich weiß auch nicht, was los ist, der ist schon den zweiten Tag geschlossen."
"Ja, danke. Gut zu wissen."
Wir gingen weiter.
"Gibt es einen Hintereingang?"
"Wir können mal schauen. Aber ich gebe zu Bedenken, dass alle Nachbarn das sehen. Die Hintertüre wird wohl auch verschlossen sein und das Problem verlagert sich nur."
"Können wir durch die Gullys?"
"Bestimmt, aber hier ist eine bessere Gegend. Die Dinger sind abgeschlossen. Und natürlich mitten auf der Straße."
"Also kommen wir heute Nacht wieder?"
"Nach dem Restaurant? Da bin ich kaputt. Lass uns erstmal nach einem Hintereingang suchen."
Tatsächlich, wir fanden einen Hausdurchgang und schlenderten hinein. Der Perückenladen hatte eine Hintertür, eine Glocke und ein Schild: 'Lieferanten bitte läuten'.
Eine Frau hing Wäsche auf und beobachtete uns. Ich hatte eine Idee. Ich schob den Dietrich in das Schloss und nach ein paar Sekunden klickte es befriedigend. Dann läutete ich.
"Bist du bescheuert?", wollte Frida wissen. "Jetzt wissen alle Nachbarn, dass wir da sind."
"Sollen sie auch. Pass auf."
Ich öffnete die Tür mit 'Magierhand' einen Spalt, redete in das Innere, gestikulierte, nickte, machte die Türe auf und wandte mich den anderen zu.
"Glück gehabt, ist doch jemand da."
Dann ging ich rein. Meine Freunde folgten mir.
"Ich sage nichts mehr," meinte Frida, "du bist zu perfide für mich."
Es roch nach länger nicht gelüftet. Der Laden war gruselig, denn überall hingen Perücken in den merkwürdigsten Formen und Farben herum. Ein Zimmer war voll mit Haaren, die der Länge und Farbe nach sortiert waren. Ein Zimmer enthielt kleine Käppchen, wo Perücken in den unterschiedlichsten Fertigungsstufen hingen.
Erdan fand eine Kellertür, die erstaunlich gut zur Wand passte. Er musste auch etwas suchen, bis er den Öffnungsmechanismus fand. Eine Treppe führte nach unten in einen kleinen Raum, der wieder eine verschlossene Türe enthielt. Es roch nach Gully. Hinter der Türe hörten wir das leise Plätschern eines Abwasserkanals.
"Wir sind richtig. Dann wollen wir mal."
Leider wollten wir nicht. Das Schloss widersetzte sich meinen Bemühungen. Leise fluchend kramte ich meine Brechstange heraus, setzte sie an und bat Frida, das bitte zu erledigen. Sie tat es und mit einem lauten Knall brach das Schloss aus der Verankerung.

Wir sahen nach links und rechts und sahen Kanal. Wenigstens hatte er seitlich einen Gehweg und den Fußspuren nach mussten wir nach links. Das war leider nur ein kurzes Vergnügen, denn die Fußspuren endeten abrupt an einem Stichkanal, der links abbog.
"Mist. Wie tief ist das hier?"
Frida stocherte mit ihrem Kurzschwert in der Brühe.
"Gute 20 Zentimeter. Aber der Boden fühlt sich weich an. Ich würde meine Schuhe nicht ausziehen wollen."
Weiter hinten sahen wir ein Gitter, welches einen Durchgang verschloss. Da mussten wir wohl hin.
"Gut, dass wir getrennte Badezimmer haben. Morgen ist Schuhe kaufen angesagt.", sagte Florence.

Ich grinste und zauberte. Dann spinnenkletterte ich die Wand entlang bis zum Gitter. Das Gitter war rostig und das Schloss bedurfte dringend einer Ölung. Dahinter war ein lange nicht begangener Gang. Waren wir hier überhaupt richtig? Dann hörte ich von weiter weg Kampflärm. Wohl doch und wie immer kamen wir zu spät.
Ich machte mich über das Schloss her. Erst ein paar Tropfen Öl, dann eine kleine Bürste zum Verteilen und dann der Dietrich. Es klickte und das Gitter bewegte sich mit infernalischem Quietschen. Angeln! Ich hatte die Angeln vergessen! Ich winkte hektisch und kletterte ins Innere.
Der Gang öffnete sich in einen kleinen Raum. Links war eine Türe und rechts ein Durchgang. Von dort kam der Lärm. Vorsichtig schlich ich mich zur nächsten Ecke. Was ich dort sah, machte mich nervös. Es sah wirklich so aus, als wären wir schon wieder zu spät.
In einer Ecke kauerte ein tätowierter Halbling. Vor ihm standen zwei Skelette mit Langschwertern, die gegen drei Krähen kämpften. Zwei weitere Skelette lagen in Einzelteilen herum und vier Krähen bluteten die Steinplatten voll.
Kurze Zeit später hörte ich quatschende Geräusche hinter mir. Frida tauchte mit sehr nassen Schuhen auf und war sichtlich schlecht gelaunt. Ich deutete auf die Situation und sie zögerte keine Sekunde. Mit infernalischem Gebrüll stürzte sie sich auf die Krähen und, weil die Skelette sie fixiert hatten, auch noch auf die. Erdan half ein wenig mit, hatte aber nicht viel zu tun.
Das war ein kurzes Vergnügen und dann redeten wir mit dem Halbling.
"Hör mal Losser, wir wollen den Stein. Der Rest hier interessiert uns nicht. Wo ist er?"
Er deutete auf einen weiteren Durchgang. "Ich habe ihn ihnen gegeben, dafür wollten sie unser Leben verschonen. Sie haben gelogen und sie sind da lang."
Ich rannte auf den Durchgang zu. Dort wartete eine weitere Krähe mit gezücktem Schwert. Der Laden würde auch nicht wieder öffnen, denn auf dem Boden lagen zwei menschliche Leichen. Im Hintergrund sah ich eine Treppe, die nach oben führte.
Die Krähe löste sich in eine Wolke aus Federn und Blut auf, als sie ein Donnerschlag traf. Ein schlecht gelaunter Zauberer neigt wohl zu Imponiergehabe. Dann rannte ich die Treppe empor. Oben sah ich Licht und im Durchgang schwebte ein Minibetrachter. Der hatte auch kein Schnitte, denn er schlief ein. Da ich Erdan hinter mir hörte, machte ich ihm nicht den Garaus, sondern sprang durch die Öffnung und stand auf einer Straße.
Eine Krähe schlenderte langsam davon, um kein Aufsehen zu erregen. Nun beeilte sie sich plötzlich und wollte sich vom Acker machen und ja, sie hielt einen kleinen grünen Gegenstand umklammert.
Magie! Schatten! Ein Strahl von Gräue raste über die Straße und der Kenku fiel in vollem Lauf hin. Passanten starrten auf das Schauspiel und suchten Deckung, als sie die in wirbelnde Schatten gehüllte Gestalt auf sich zu rennen sahen. Ein zweiter Kenku tauchte wie aus dem Nichts auf und wollte sich den Stein greifen. Ich frostete ihn mit meinen Kugeln. Dann erreichte ich den Stein und riss ihn an mich. Mein Triumphgeheul war wohl in der ganzen Stadt zu hören.

(SP: Der SL war 'pissed'. Angeblich hätten wir ein paar Beauty Spots ausgelassen. Aber hey, wenn der Moduldesigner mal einen Blick ins SPH und XAN geworfen hätte, dann hätte ihm klar sein müssen, was Stufe 4 Charaktere so können. Kenkus haben gegen einen Schlaf mit Weitreichendem Zauber eben keine Chance. Ein Mörder hätte ihn auch mit einem Schuss gefällt oder ein Hexenmeister gegrillt.)

Erdan tauchte neben mir auf.
"Wir müssen hier weg. Ich glaube, die Wache kommt gleich."
Da hatte er recht. Ich sagte ihm, er möge sich an mir festhalten, denn gleich würde es sehr dunkel werden. Dann rief ich die Absolute Schwärze der Schatten. In ihrem Schutz machten wir uns auf den Weg zum Durchgang und verschwanden wieder in den Kellern. Unauffällig war das nicht, aber ich hoffte, dass man jetzt einen Magier zu Hilfe rief und das würde dauern.

Losser kauerte immer noch in seiner Ecke und gab den Unschuldigen. Er schaute ängstlich, als die Dunkelheit auf ihn zukam
"Losser Mirklav", sagte ich mit tiefer Stimme, "ich habe deine Taten bewertet und für nicht gut befunden. Verlasse die Stadt, denn wenn ich das nächste Mal deiner ansichtig werde, reiße ich dein Herz heraus und verfüttere es an die Dämonen der Finsternis."
Der Kleine war richtig flott, verschwand im Nebenzimmer, packte seine Sachen und verschwand in den Kanälen.
"Gute Vorstellung," lobte mich Frida, "aber da fehlen noch ein paar Effekte wie heiseres Heulen, Kettenrasseln oder rotglühende Augen."

Wir kamen noch so gerade rechtzeitig im Restaurant an, um uns präsentabel zu machen. Wieder lag ein Tag voller Hektik hinter uns und ich war abgrundtief müde. Seine arkanen Energien so schnell hintereinander rauszupulvern, war anstrengend.
Gerüchte schwirrten durch den Speisesaal.
Ein Schwarzmagier soll im Händlerviertel aufgetaucht sein.
Nein, wirklich? Wann war denn das?
Heute Nachmittag. Er hat Kenkus getötet.
Ein Wunder, dass niemand zu Schaden gekommen ist.
Das ist ja unfassbar! Das ist jetzt das zweite größere Ereignis seit dem Blutbad bei den Gralhunds vor ein paar Tagen.
Was unternimmt eigentlich die Wache dagegen?
Wofür zahlen wir unsere Steuern?
Das Übliche halt.

Nachdem die letzten Gäste verschwunden waren, diskutierten wir noch über den Stein. Wer sollte ihn haben? Wenn ich Grinda richtig verstanden hatte, musste der Stein längere Zeit bei jemandem sein, um sein Wissen nutzen zu können. Derjenige würde in der Zeit von Alpträumen geplagt werden. Wer meldete sich freiwillig? Niemand. Wer verlor das Stöckchen ziehen? Richtig geraten, ich.
Kein Plan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit den Spielern hinaus.
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

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1492 Tarsakh 25

Das komische Mädchen war wieder da und wollte Florence sprechen. Natürlich nicht zum Spaß, denn es gab wieder Arbeit.
"In Waterdeep hat sich eine Gruppe Doppelgänger breit gemacht. Das ist gefährlich, denn wir kennen nicht die Gründe und es wäre schlecht, wenn an wichtigen Stellen ein Personenaustausch stattfinden würde. Sie scheinen ab und an das 'Klaffende Portal' aufzusuchen, um sich dort zu besprechen. Bitte findet heraus, um wen es sich handelt. Es wäre schön, wenn sie nicht in Waterdeep wären. Falls sie nicht freiwillig gehen, sollten man andere Maßnahmen in Betracht ziehen."
Dann verschwand sie wieder.

Eine Stunde später tauchte unser Harfner-Kontakt auf. Auch der wollte uns mit Arbeit behelligen.
"Eines unserer Mitglieder, Mattrim Mereg, hat es geschafft, ein Bündnis mit Doppelgängern zu schmieden. Das kommt uns seltsam vor. Es wäre nett, wenn ihr euch die Doppelgänger mal anseht, ob das alles seine Richtigkeit hat und die vertrauenswürdig sind."
Moment, was? Das war ja ähnlich wie der Auftrag der Smaragd-Enklave, nur wollten die eine endgültige Lösung. Na toll. Ein Thema, zwei Aufträge, zwei Lösungen. Ich persönlich tendierte zur Harfner-Lösung. Schließlich will jeder leben. Was er nicht tun sollte, ist andere dabei stören, ihre Lebensweise zu haben.
Mattrim 'Dreisaite' kannte ich auch, der hing dauernd im 'Portal' rum und klampfte vor sich hin. Jetzt weiß ich auch, warum. Der war ein Harfner-Agent. Dann traf mich der Schlag.
"Ihr könnt mit einer Schankmaid namens Bonnie anfangen. Die arbeitet im 'Klaffenden Portal'."
Bonnie?
Portal?
Meine Bonnie?
Ein Doppelgänger?
Im Portal?
Als Bonnie?
Der Harfner schaute in die Runde. "Was hat er denn? Er gurgelt so komisch?"
"Er ist schwer verliebt in das Mädchen," erklärte Frida, "ich glaube, er ist im Schock."
"Ach herrje," sagte der Harfner, "das ist ja mal richtig schlecht gelaufen."
Bonnie? Ich musste sie retten, egal wie. Die Smaragdies waren auch hinter ihr her. Wir würden abhauen und ein Leben woanders anfangen. Wir würden nette kleine Zauberer groß ziehen, die ihre Gestalt wechseln konnten. Das war ein Plan! Und sie würde mich endlich erhören, weil ich ihr Leben gerettet hatte.
Dann traf mich eine schallende Ohrfeige.
"Was'n? Sag mal, spinnst du?" Ich rieb mein schmerzendes Ohr.
Frida schüttelte ihre Hand und sagte streng: "Kommt überhaupt nicht in die Tüte. Wenn sie nicht harmlos ist, dann solltest du froh sein, das zu wissen."
Konnte Frida etwa Gedanken lesen?
"Nein, kann ich nicht. Aber wenn du erst völlig deprimiert bist und dann plötzlich anfängst zu grinsen, dann weiß ich, was abgeht. Ich habe drei stramme Söhne großgezogen und mein Jüngster ist älter als du, da ist mir wenig Emotionales fremd. Allerdings glaube ich nicht, dass wir dich dabei haben wollen. Du kommst nur auf blöde Gedanken."
Wahrscheinlich hatte sie recht. Aber ich musste trotzdem was tun. Das war ich mir schuldig.
"Wir sollten ihn anketten," sagte Florence, "der ist im Ausnahmezustand. Ein Zauberer in Unwucht ist eine Gefahr für seine Umgebung."
Niemals! Ich verwendete meinen 'Nebelschritt' und war draußen. Dann rannte ich los. Ich war völlig fertig, als ich das 'Portal' erreichte. Bonnie war nicht zu sehen. Ich stolperte zur Theke und keuchte Durnan ins Gesicht. "Wo ist Bonnie?"
Der runzelte die Stirn, sah aber wohl ein, dass hier jemand in Not war.
"Die hat heute einen freien Tag. Sie hat eine Verabredung und kommt erst morgen wieder."
"Verabredung? Mit wem denn?"
"Hör mal, Junge, ich mische mich nicht in das Privatleben meiner Angestellten ein. Wenn du Liebeskummer hast, dann rede mit ihr oder trink ein Schattenbier."
Das mit dem Bier war eine gute Idee. Der Weg hierher hatte mich durstig gemacht.
"Einverstanden, ich nehme ein Bier."
"Gute Entscheidung.", sagte Durnan und ging zum Zapfhahn. "Und sieh zu, dass du deine Zauberei unter Kontrolle bekommst. Die Schatten hier spielen verrückt."
Ich sah mich um und stellte fest, dass er recht hatte. Die ersten Gäste wurden bereits aufmerksam. Ich atmete tief durch und konzentrierte mich auf das Bier.

Währenddessen in 'Lifs Restaurant':
"Schnell war er ja," meinte Florence, "meine Güte. Sollten wir ihn verfolgen?"
"Der ist auf dem Weg ins 'Portal', da wette ich meinen Anteil drauf.", sagte Frida.
"Da wird er aber Pech haben, " sagte der Harfner, "Bonnie ist da heute nicht. Die Doppelgänger treffen sich ab und an und heute ist so ein Tag."
"Das beruhigt mich jetzt ein wenig.", meinte Florence. "Hat er eine Chance herauszufinden, wo das ist?"
"Ich denke nicht. Das haben selbst wir in den letzten Wochen nicht geschafft. Das ist auch schwierig, denn ein Doppelgänger, der sich verfolgt fühlt, wechselt dauernd seine Gestalt. Du kommst um die Ecke und siehst in der Menschenmenge niemanden mehr."

Zurück im Portal:
Ein Mann setzte sich neben mich.
"Du bist Ewan, stimmt's?"
"Stimmt. Und wer bist du?"
"Tar. Vajra schickt mich zu dir, aber du warst nicht in deinem Restaurant. Die 'Grauen Hände' haben ein kleines Problem und wir dachten, dass du uns vielleicht weiterhelfen kannst."
Es war wie verhext. Man wurde geprüft und geprüft, ob man würdig war. Hatten wir das nicht bereits hinreichend bewiesen? Aber die Fraktionen ließen nicht locker. Das hier war aber mal etwas anderes.
"Worum geht es denn? Ich habe nämlich gerade schlechte Laune."
Tar lachte. "Ja, habe ich gesehen. Es geht um eines unsere Mitglieder. Er benimmt sich seit Wochen immer seltsamer. Er heißt Meloon Kriegsdrache und er wird immer trübsinniger. Die meiste Zeit hängt er hier im 'Klaffenden Portal' herum und besäuft sich. Versuch bitte mal herauszufinden, was da nicht stimmt."
Dann gab er mir noch eine Beschreibung von Meloon. Stimmt, das war der trübsinnige blonde Hüne, der immer alleine in seiner Ecke saß. Aber jetzt weiß ich, dass die Grauen Hände nicht nur aus Zauberern bestehen.
Es wurde Mittag und die ersten Gäste kamen für eines der fettigen und nahrhaften Mittagsessen, die hier serviert wurden. Dann tauchte auch Meloon auf und setzte sich an seinen Stammtisch. Ich nahm mein Bier und schlenderte zu ihm hinüber. Mal schauen, ob ich mit ihm ins Gespräch kommen konnte.
Das klappte leidlich gut. Er erzählte ein paar Sachen, was er für tolle Dinge für die Stadt erledigt hatte, aber ich muss sagen, so richtig war er nicht bei der Sache. Dann passierte das Unglück. Er stieß an seine Axt, die neben ihm stand und die fiel um. Ich fing sie auf. Bilder und Gedankenfetzen huschten blitzschnell durch meinen Kopf und dann riss er mir die Axt aus der Hand und herrschte mich an, dass ich gefälligst meine Finger von dem Ding zu lassen hätte. Dann versank er wieder in Schweigen. Ich ging einfach.

Als ich im Restaurant auftauchte, sagte mir Frida, dass mich jemand gesucht hätte.
"Hat mich gefunden.", beschied ich ihr knapp.
"Hey, wir können nichts für dein aktuelles Problem. Wir helfen dir aber, das zu lösen. Also komm wieder zu dir oder ich leg dich übers Knie."
Da musste ich dann doch sehr lachen. Das tat gut. Also erzählte ich ihr von meiner Begegnung in der Taverne.
"Und, was rausgefunden?", wollte Frida wissen.
"Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, seine Axt wollte mit mir reden."
"Seine Axt?"
"Hört sich komisch an, ich weiß. Da ist was in seinem Kopf, sagt die Axt."
"Die Axt sagt, da ist was in seinem Kopf?"
"Äh, ja?"
"Eine Axt, die redet?"
"Also nicht so richtig, man muss sie schon anfassen. Sie macht sich Sorgen um Meloon."
"Das ist eine intelligente Axt?"
"Scheint so. Sie heißt Azurklinge und verweigert momentan die Mitarbeit mit ihrem Träger. Sie will einen Neuen. Das Ding in seinem Kopf ist 'unfreundlich'", sagt sie.
"Was ist das denn für ein 'Ding'?"
"Ich habe keine Ahnung. Die Axt zeigte mir ein Bild von was Kleinem auf vier Beinen, was wie eine große Bohne aussah."
Dann ging bei mir die Lampe an.
"Jetzt fällt es mir wieder ein, das ist ein Intellektverschlinger. Das Ding, was mich im Xan-Versteck angegriffen hat. Das Haustier vom Illithiden."
"Ich erinnere mich. Eiwei, was machen wir jetzt?"
"Wir machen nichts. Ich melde das Vajra und dann soll die sich kümmern. "

Vajra war nicht gut gelaunt, als ich ihr das Ergebnis meiner Aktion berichtete.
"Ein Intellektverschlinger? Wo kommen die denn her? Wer macht so was?"
"Illithiden?"
"Wer?"
"So große Humanoide mit Tentakeln …"
"Ich weiß verdammt nochmal sehr gut, was ein Illithid ist.", herrschte sie mich an. "Woher weißt gerade du das?"
Ich erzählte ihr, dass ich vor gut zwei Zehntagen hier einen Intellektverschlinger abgeliefert hätte, samt dem Wissen um den Verantwortlichen. Das war zu viel. Sie ging endgültig hoch wie eine Lampenölfabrik nach einem Feuerball.
"Was?! Warum weiß ich nichts davon? Ich kümmere mich sofort darum. Bei wem war das?"
Ich versuchte mich zu erinnern, wann genau das war (Tarsakh 2, gegen Mittag) und wem ich den Sack mit der Leiche in die Hand gedrückt hatte.
Sie bedankte sich kurz und knapp und rauschte schnaubend aus ihrem Büro. Jemand wird heute einen sehr schlechten restlichen Tag haben, würde ich meinen.
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

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1492 Tarsakh 26

Ich wachte recht unausgeschlafen auf. Der Stein begann zu wirken. Es war, wie Grinda beschrieben hatte. Ich schwamm durch Wasser. Meerespflanzen zogen an mir vorbei. Längliche schlangenartige Geschöpfe zogen neben mir ihre Bahn. Dann drehte eines seinen Kopf zu mir. Schock! Der Kopf sah aus wie der Stein! Drei Augen übereinander!
Ich schüttelte den Kopf und versuchte, das Traumbild wieder loszuwerden. Der nächste Traum war nicht viel besser, es war ein Drachengesicht, was mich anstarrte, ähnlich wie mein Freund auf Schatzsuche. Die Schuppen waren heller und das Gesicht strahlt Alter und Weisheit aus.

Das fiel natürlich auf.
"Oh Mann, miese Nacht gehabt?", fragte Frida.
"Ja, der Stein beginnt zu wirken. Ich verstehe, warum Grinda ihn loswerden wollte. Marine Kreaturen und ein großer goldener Drache."
"Ein Drache?"
"Ja, der hat etwas mit dem Schatz zu tun. Vielleicht ein Wächter. Ich weiß es noch nicht."
"Und sonst so?", fragte Florence.
"Wir müssen uns um die Bonnie-Sache kümmern, glaube ich. Heute wird sie ja wieder da sein."
"Wir gehen diesmal mit und keine Widerrede."
"Keine Widerrede. Das schaffe ich alleine sowieso nicht. Hast schon recht, ich bin emotional zu tief drin verwickelt."
Nach dem Frühstück räumten wir auf und machten sauber. Dann gingen wir zum 'Klaffenden Portal'. Durnan sah uns misstrauisch entgegen, als wir das Lokal betraten. Bonnie war da.
Ich ging zur Theke und sagte zu Durnan: "Wir müssen mit Bonnie reden. Es ist wichtig, wirklich."
"Wenn ihr schon zu viert hier aufschlagt, wird das so sein. Gut, ich gebe euch eine halbe Stunde." Er winkte Bonnie heran und sagte zu ihr: "Die hier wollen mit dir reden. Ihr könnt das Hinterzimmer haben."
In Bonnies Augen blinkte die Panik auf. Mist. Da war wohl was dran, was die beiden Fraktionen gesagt hatten.
"Bitte, es passiert nichts Schlimmes.", sagte ich beruhigend. "Wir müssen was wissen."

Im Zimmer setzten wir uns an den Tisch und bestellten etwas zu trinken.
"Um was geht's denn?", wollte Bonnie wissen. "Ist schon schräg, wenn vier Leute mit mir reden wollen. Habe ich was angestellt?"
"Wir hoffen nicht," sagte Florence und fiel mit der Tür ins Haus, "du bist ein Doppelgänger."
Bonnie wurde leichenblass. "Ach du je, was hat mich verraten? Ich war doch so vorsichtig."
Oh Schock der Gewissheit. Ich hatte mich ja immer noch daran geklammert, dass hier ein Irrtum vorliegen würde.
"Nichts," sagte ich traurig, "absolut nichts. Deine Treffen mit deinen Freunden sind nicht unbemerkt geblieben. Jetzt haben die Leute Angst, dass ihr angeheuert worden seid, um wichtige Leute auszutauschen. Wir sollen rausfinden, ob das so ist."
"Aber … ja, ich verstehe."
"Warum seid ihr hier?"
"Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber hier ist eine große Stadt. Da kann man unauffällig leben. Draußen ist es nicht nett für unsere Art. Alle haben Angst vor uns und jagen uns. Die echte Bonnie hatte ich draußen vor der Stadt gefunden. Das arme Mädchen lag im Sterben. Sie war wohl überfallen worden und ich dachte mir, das ist eine gute Gelegenheit. Wenn man die Identität annimmt, dann lebt man als diese Person weiter. So gab es keine Trauer bei Verwandten und Freunden und so."
Sie sah mich an.
"Ja, du bist ein Problem. Die echte Bonnie fand dich sehr nett. Daher finde ich dich auch nett. Aber ich kann doch nicht mit einem Menschen was haben. Ich meine, was passiert denn, wenn das rauskommt?"
Ich sagte nichts, aber schluckte einen dicken Kloß herunter. Frida und Florence sahen mich mitfühlend an.
"Was passiert denn jetzt mit mir?"
"Hoffentlich nichts," sagte Florence, "es gibt Leute, die euch nicht hier haben wollen. Es gibt andere Leute, die nur wissen wollen, ob ihr eine potenzielle Gefahr für die Stadt seid. Wir sollen euch beurteilen. Könntest du deine Freunde bitten, sich mit uns hier zu treffen? Dann reden wir mit jedem und geben unsere Einschätzung weiter."
"Ja," nickte sie, "das kann ich machen. Ihr gebt mir euer Wort, das alle wieder unbehelligt gehen können?"
"Ja," sagte ich mit fester, nur ganz leicht zitternder Stimme, "Das versprechen wir. Es geht ums Beurteilen, nicht um Verhaftungen."
Beim Rausgehen streifte sie ganz leicht meinen Arm mit ihrer Hand.

"Und, was meint ihr?", fragte Florence auf dem Heimweg.
"Also …". Weiter kam ich nicht.
"Du bist voreingenommen, du darfst nicht.", unterbrach mich Frida.
"Ich denke, die ist sauber.", sagte Erdan. "Sie arbeitet jetzt seit zwei Jahren im 'Portal'. Wenn sie was hätte anstellen wollen, wäre das längst passiert."
"Sehe ich auch so," sagte Frida, "was mich ein wenig stutzig gemacht hat ist, dass sie die anderen herruft. Hört sich nach einer Führungsrolle an."
"Das stimmt," meinte Florence, "ich würde sagen, wir warten das Treffen mit den anderen Doppelgängern ab."

Vor dem Restaurant ging ich nochmal zu Rishaal. Er hatte tastsächlich eine alte Naturgeschichte der Wechselgänger in seinen Regalen, die ich kaufte. Da blätterte ich abends durch, bis ich auf Bonnies Art stieß. Das war jetzt keine freundliche Abhandlung und die Kerlchen wurden ziemlich verteufelt, ohne Moral seien sie und immer für den schnellen Kröt zu haben.
Ich lag danach noch lange wach. Bonnie war ein Doppelgänger. Die konnten beide Geschlechter annehmen, weil sie kein eigenes hatten, hatte ich gelesen. Wenn sie weibliche Gestalt hatten und sich paarten, kam immer ein Doppelgänger heraus. Halbwesen wie bei Elfen oder Orks schien es nicht zu geben.
Was sollte ich jetzt tun? Ich nahm an, dass es selbst bei denen Ausnahmen gab. War Bonnie so eine? Man wusste es einfach nicht. Aber ich stellte fest, dass sich meine Gefühle trotz dieser Enthüllung nicht wesentlich verändert hatten. Ich war verdammt! Irgendwann schlief ich ein.
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

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1492 Tarsakh 27

Heute träumte ich von einer Türe. Vor der Türe war ein Halbkreis. Da hinein schwebten drei Gegenstände. Als die Gegenstände drin lagen, öffnete sich die Tür und goldenes Licht schimmerte heraus.
Die Gegenstände waren mir klar: Der Augenstiel eines Betrachters, ein Konstrukt und das Geschenk einer Königin.
Na super, die ersten zwei waren machbar, aber wo bekamen wir jetzt eine Königin her? Frida war leider keine, denn es gab noch einen Rang über dem Legionskommandaten, den ihr Mann damals bekleidet hatte.
Wir diskutierten das beim Frühstück.
"Muss das ein richtiger Betrachter sein oder tut es einer von den Kleinen, die wir alle Nase lang platt machen?"
"Tja. Ich würde es mal mit einem der Kleinen versuchen. Dafür müssen wir aber wieder einen finden."
"Xoblob hat doch einen Großen im Fenster hängen. Schneiden wir doch davon einen ab."
"Das wird Xoblob aber nicht gut finden."
"Solange er abgelenkt ist durch Käufer, hätte man eine Chance."
"Und wo finden wir ein Konstrukt? Was ist das überhaupt?"
"Einer wie Nim", sagte ich, "eine laufende Marionette."
"Ach ja, stimmt. Ob sie den ausleihen?"
"Müsste man fragen. Vielleicht sind sie ja ganz froh, wenn er mal an die frische Luft kommt. Und er mag Frida."
Dann grübelten wir über den dritten Schlüssel.
"Wer kennt eine Königin?"
"Ich nicht. Renaer vielleicht, der ist ja vom Hochadel."
"Das ist mal eine gute Idee, fragen wir ihn."

Schlüssel eins und zwei könnten ja wir heute mal organisieren gehen. Renaer schickten wir eine Botschaft mit der Bitte um eine Audienz. Wir waren gerade im Aufbruch, als Jalester hereinschneite. Der hatten auch noch ein Problem für uns.
"In den Docks gibt es einen üblen Bösewicht, einen Roten Zauberer aus Thay namens Esloon Bezant, der verbannt wurde. Leider agiert er so schlau, dass man ihn bisher nicht richtig fassen konnte. Der hat ein kleines Gefolge an Totschlägern versammelt und treibt dort sein Unwesen. Das wäre jetzt noch nicht unser Problem, aber die Zentarim machen es gerade dazu. Sie würden diesen Zauberer gerne anwerben, damit er ihre dreckige Wäsche wäscht. Zents sind ja gerade nicht beliebt in der Öffentlichkeit dank euch. Es wäre nett, wenn ihr diesem Zauberer klarmachen würdet, dass das keine gute Idee ist."
Das sollte einfach sein, dachte ich mir. Wir mussten ihm nur erzählen, wie hoch das Kopfgeld auf Zentarim war und was Leuten blühte, die als Zent erkannt wurden.

Wie schon einmal gesagt, ich kannte Leute, die andere Leute kannten. Esloon hatte keinen guten Ruf. Der wäre bei den Xans besser aufgehoben, nach allem, was ich hörte, aber das war nicht meine Aufgabe.
Er bewohnte ein nettes kleines Häuschen in den Docks, an der der Südseite, wo es nicht so sehr nach Hafen roch. Florence begleitete mich. Frida und Erdan waren auf dem Weg zu Xoblob, einen Augenstiel klauen. Sie nannten es 'besorgen'.
Ich klopfte an die Haustür. Die Tür ging auf und ich sah mich einem haarigen Humanoiden gegenüber, der mich aus buschigen Augenbrauen heraus fixierte.
"Wat willste."
"Ich möchte mit Esloon sprechen."
"Da Boss is net da."
"Ist klar. Sag ihm, es geht um Zentarim."
Die Tür ging zu.
Wir warteten.
Die Tür ging auf.
"Da Boss will dich sehn."
Das dachte ich mir. Wahrscheinlich hatte er mittlerweile ein halbes Dutzend Zauber aufgelegt. Wir betraten das Haus und folgten dem Höhlenmenschen in ein behaglich eingerichtetes Wohnzimmer. Dort saß in einem Sessel ein mittelalter Mann, sehr unauffällig, mit weißem Haar und einfacher Kleidung und trank aus einer Tasse.
"Willkommen in meiner bescheidenen Behausung.", sagte der Mann. "Bitte nehmt Platz. Was kann ich für euch tun?"
"Nun, ich komme wegen euer Kontakte zu den Zentarim.", sagte ich. "Ich möchte euch warnen."
Überrascht wirkte er nicht und ich ging davon aus, dass er parallel meine Gedanken las.
"Was für Kontakte?"
Ich lehnte mich entspannt im Sessel zurück und legte meine Fingerspitzen aneinander.
"Nun, wir wollen doch nicht gegenseitig unsere Intelligenz beleidigen. Wir wissen, dass die Zentarim euch anheuern wollen. Wisst ihr auch den Grund dafür? Ich denke, wahrscheinlich nicht. Hier am Außenrand der Docks und ohne wohlwollende Nachbarn, die Gerüchte verbreiten, fehlen ein paar Informationen."
Er nickte. "Fahrt fort."
"Die Zentarim haben vor ein paar Tagen einen sehr schwerwiegenden Fehler begangen. Zurzeit ist auf jeden Zentarim ein Kopfgeld von 5 Drachen ausgesetzt. Das steigert sich. Je höher der Rang in dieser Organisation, desto höher ist das Kopfgeld. Daher meine Warnung. Solltet ihr euch dieser Organisation anschließen, wärt ihr automatisch in dieser Kategorie und das wäre doch schade, oder?"
Er nickte wieder. "Das hört sich nicht gut an und ich muss euch danken, denn das wusste ich tatsächlich nicht. Warum tut ihr das?"
Die Frage kam pfeilschnell.
"Ich denke, dass ihr besser zu den Unabhängigen gehört, so wie ich. Die Zents brauchen halt gerade jemanden, der für sie ihre Arbeit erledigt."
Er lächelte. "Gut, ich werde meine Prioritäten ändern. Das könnt ihr eurem Auftraggeber mitteilen."
Wir verabschiedeten uns und verließen das Haus.
"Woher wusste er von Jalester?"
"Ich vermute, nein, nach der Verabschiedung bin ich sicher, dass er meine Gedanken während des Gesprächs gelesen hat."
"Aber warum hat er seine Meinung geändert? Ich meine, so schlimm ist das mit dem Kopfgeld auch nicht. Er hat ja auch bisher alles überstanden."
"Ich habe an Dame Gralhund und 1000 Drachen gedacht, wenn man Beweise für ihre Bankgeschäfte findet."
Sie sah mich an.
"Ewan, mit Verlaub, du bist ein Arschloch."
"Danke, ich nehme das als Kompliment."

Wir trafen uns am Mittag wieder in 'Lifs Restaurant'. Frida und Erdan hatte einen Augenstiel bekommen. Das war wohl einfach gewesen, denn Frida hatte den Gnom solange zugelabert und hin und her gescheucht, weil sie was Außergewöhnliches suchen würde, bis der nicht mehr in der Lage war, auch noch Erdan im Auge zu behalten.

Dann fuhren wir zum Tempel von Gond. Seltsamerweise war Valetta nicht abgeneigt, den armen Nim mal nach draußen zu lassen. Der freute sich auch sehr, Frida wiederzusehen und umarmte sie. Er bekam eine Woche Freigang und wir die Aufgabe, gut auf ihn aufzupassen.
Bei den Göttern, war das Kerlchen neugierig. Er betrachtete alles und jeden und schien die Umgebung in vollen Zügen in sich aufzunehmen. Mit ihm reden war schwierig. Uns verstand er ja, aber ich brauchte immer wieder mein Ritual 'Sprachen verstehen', um zu wissen, was er mit seiner Gebärdensprache ausdrücken wollte.
In einem Bücherladen war es dann vorbei. Er fand ein Buch mit technischen Zeichnungen. Das wollte er haben. Ich zahlte die 5 Drachen für das Werk, denn der Besitzer des Buchladens sah haargenau, dass ich keine Chance zum Feilschen hatte und grinste sich einen.
Dafür brauchten wir den Wachhund nicht. Nim blieb unten und las in seinem Buch. Wir waren uns sehr sicher, dass er Einbrecher nicht gutheißen würde.
Kein Plan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit den Spielern hinaus.
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Mercen
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

Beitrag von Mercen »

1492 Tarsakh 28

Heute Nacht wurde ich wach und ich wusste, wo die Knete war. Das war ein Treppenwitz. Es war im Theater, der Ort, wo das meiste Geld verbrannt wurde. Also nicht drin, aber drunter. Nicht das Verbrennen natürlich, das fand drin statt.
Noch mal von vorn. Der Zugang war im Theater. Ein Gefühl tiefer Ruhe überkam mich. Etwas zupfte in meinem Unterbewusstsein, dass da noch weitere Sperren waren, aber das war unklar. Und uns fehlte eine Person, aber welche, wusste ich auch noch nicht. Aber man konnte nach dem Frühstück ja mal einen schönen Spaziergang unternehmen. Dann würde sich einiges klären.
Meinen Freunden fiel mein Stimmungsumschwung natürlich sofort auf.
"Was ist los, war Bonnie heute Nacht da?", frotzelte Erdan.
"Nein du lüsterner Kleingeist, ich weiß jetzt, wo der Zaster liegt."
Alle wirkten auf einmal sehr aufmerksam.
"Und wo?"
"Unter dem Theater. Da ist ein Zugang von innen. Etwas fehlt uns noch, aber ich denke, das finden wir vor Ort heraus."
Euphorie machte sich breit. Mich beschlich kurz die Frage, wie wir unauffällig Tonnen von Gold durch die Stadt bewegen konnten und ob unsere Zwischendecken dem Gewicht gewachsen waren. Aber gut, alles schön nacheinander.

Also machten wir uns auf den Weg und standen nach einer guten halben Stunde vor dem Theater. Es hieß 'Rosa Flumph", was auch immer ein Flumph war. Die Fassade war mit Säulen und Figuren übersät, die aber ein wenig in die Jahre gekommen waren. Ein Anstrich würde dem Haus guttun.
Es waren zwei Stücke angesetzt, die am nächsten Zehntag aufgeführt werden sollten. Das eine hieß 'Triff die Gutbeeries' und stellte Szenen aus dem kriminellen Leben einer Halblingsfamilie dar. War das ein Stück über die Familie Scherbenmeider? Wahrscheinlich nicht, denn es wurde als 'lustig' tituliert.
Das andere hieß 'Der Kuss der Lamia' und es sollte sich um eine Tragödie handeln. Es war die übliche Geschichte: Prinz verliert das Ringen um den Thron, geht in die Wüste, verbündet sich mit einem übernatürlichen Wesen, kommt reich an Magie und Macht nach Hause und metzelt alle nieder.
Ich hatte mal gehört, dass es eigentlich nur drei Arten von Stücken gab, nämlich lustig (Alle lachen am Ende über das Mädchen), romantisch (Der Gute bekommt am Ende das Mädchen) und tragisch (Am Ende stirbt das Mädchen).

Das mit der Aufführung war nicht mehr lange hin, nämlich noch genau drei Tage. Entsprechend chaotisch ging es zu.
Seid ihr schon einmal in einem Theater gewesen? Ja, wahrscheinlich schon. Seid ihr schon einmal zu einer Probe da gewesen, wenn nichts funktioniert, die Hauptrolle zu spät kommt und die Kostüme nicht fertig sind? Nein? Ein Tollhaus war nichts dagegen, da werden die Irren wenigsten eingesperrt. Hier heulten sie sich durch die Gänge wie Banshees auf Speed. Überall hopsten Halblinge in seltsamen Kostümen herum und versuchten, ihre erlernten Texte zum Besten zu geben.
Wo könnte denn hier ein Keller sein, der zu unsere Schatz führen würde? Auffällig war der Zugang wohl nicht, ansonsten hätte ihn die Putzfrau schon gefunden. Es half nichts, wir mussten überall nachsehen. Das konnte dauern, den klein war das Theater nicht. Frida hatte die Idee, hinter der Bühne anzufangen, denn vorne waren die Büros, die Kasse und die Ausgabe von Erfrischungsgetränken.
Wir blieben nicht lange unentdeckt. Frida trennte sich immer noch nicht von ihrem Kettenpanzer und mit Nim im Schlepptau waren wir so unauffällig wie steppende Kühe.
Die Halblinge ignorierten uns. Nicht so die künstlerische Leiterin oder wie sich das nannte. Sie kam von der Bühne heruntergerauscht und fragte, wo zum Teufel wir hinwollten. Dann sah sie Erdan und sie sah sein Emblem. Sie stellte sich als Yaliek lltizmar vor und wurde etwas zutraulicher. Sie war nämlich auch eine Harfnerin. Das war mal Glück. Erdan hatte einen ungewohnten Anfall von Unwahrheitsliebe und erzählte ihr, dass wir auf einer Harfner-Mission wären. In alten Unterlagen wäre ein Gebäudekomplex unterhalb des Theaters eingezeichnet und wir sollten prüfen, was das wäre und ob von dort eine Gefahr für die Besucher ausgehen könnte. Leider wüssten die Unterlagen nichts von einem Zugang im jetzigen Gebäude und deshalb wären wir hier.
"Hm," meinte sie, "da weiß ich nichts von. In einer der Garderoben ist eine alte Falltür, aber die bekommt man nicht auf."
"Dürften wir uns die ansehen? Dann sind wir auch sofort wieder weg und stören nicht weiter. Mehr sollen wir ja schließlich auch nicht herausfinden."
"Da müsste ich eigentlich die Herrin des Hauses fragen."
"Och bitte, nur ein kurzer Blick. Welche ist das denn?"
Nim untersuchte unterdessen die Seilzüge und die Gegengewichte.
"Was macht der da?", wollte sie wissen.
"Nim ist Konstrukteur von Maschinen. Wahrscheinlich kommt er gleich mit einer guten Idee rüber, wie man die Anlage verbessern kann. Nim, komm da weg bitte."
"Hat er sich selbst gebaut?"
"Nein, er wohnt normalerweise im Tempel von Gond."
"Ach so, war klar. Es ist die Nummer 4. Da sollte auch gerade keiner sein, die sind alle auf der Bühne. Beeilt euch bitte."
Dann ging sie zurück, um ihren Kindergarten beaufsichtigen. Wir huschten hinter die Bühne und fanden auch sehr schnell den kleinen Raum. Da passten wir leider nicht alle rein, aber damit mussten wir wohl leben.
Wir schlugen den Teppich zurück und tatsächlich, in den Boden war eine Falltür eingelassen. Sie hatte weder ein Schloss noch einen Ring zum Ziehen. Sie war aus Stein.
Ich starrte mit zunehmender Verzweiflung auf das Ding. Wie bekommt man denn so etwas auf? Und nun schlug die Stunde von Nim. Der suchte den Boden ab und fand in einer Ecke einen weiteren Stein. Als er darauf drückte, klickte es vernehmlich. Die Platte war nun beweglich. Ich klapste ihm auf den Rücken und teilte ihm mein Begeisterung mit.
Unter der Platte war eine Wendeltreppe, die so aussah, als wäre sie bei der Erschaffung der Welt mit hier eingebaut worden. Sie führte etwa 20 Meter nach unten und dort war eine Halle. In einer Wand war ein großes Portal und vor dem Portal war ein Halbkreis aus stumpfen grauen Metall im Boden eingelassen. Dass war das Portal aus meinem Traum! Wir waren richtig hier.
Wir gingen wieder nach oben, ließen die Platte einrasten und wollten uns auf den Rückweg machen. Eine feine helle Stimme ließ uns innehalten. Zu sehen war niemand.
"Was ist da unten?"
"Huch, hast du mich erschreckt. Wer bist du denn?"
"Ich bin der Wächter."
"Der Wächter des Theaters?"
"Was denn sonst, du Dummnuss."
"Unten ist ein alter Kellerraum. Wir sollten nachsehen, ob der ungefährlich ist. Hast du unsere Unterhaltung vor der Bühne belauscht?"
"Nur teilweise. Aber gut. Tschüss."
"Tschüss."
Wir winkten Yaliek zu und machten die Geste des "Alles in Ordnung'. Dann verließen wir das Gebäude.
Draußen fingen wir an zu diskutieren.
"Da kommen wir im Leben nicht runter ohne das die Wache aufkreuzt."
"Das ist wohl wahr. Wir brauchen einen Offiziellen dabei, glaube ich."
"Dann sind wir die Knete los."
"Mal ehrlich, hast du dir überlegt, wie du zig Tonnen Gold unauffällig dort raus bekommen möchtest?"
"Ja, habe ich."
"Und?"
"Ich habe keine Ahnung.", gab ich zu.
"Gold?", ließ sich eine feine helle Stimme vernehmen. Mist und verflucht, das Wächterding war mitgekommen.
"Also gut, was willst du."
"Was abhaben. Ich bin ein Drache. Wir mögen Gold."
"Ein Drache? Echt jetzt? Du hörst dich jetzt nicht besonders groß an."
Statt einer Antwort flirrte es in der Luft und dort schwebte ein kleiner lila Drache. Nun, eigentlich vier davon. Er konnte wohl zaubern.
"Gut, du hast mich überzeugt. Wofür willst du das haben?"
"Ich verteile es an die Armen."
"Du bist der Münzenmann?", staunte ich. "Du?"
"Wer ist der Münzenmann?", fragte Florence.
"Nachts wandert manchmal jemand durch die Stadt und hinterlässt bei armen Leuten ein paar Münzen auf der Türschwelle. Das ist der Münzenmann. Die einen sagen, es ist ein Adeliger mit schlechtem Gewissen. Andere meine, es ist ein Dieb, der von den Reichen stiehlt. Jetzt ist es ein kleiner Drache. Das ist ja noch viel besser."
Der Drache wiegte sich im Sonnenschein.
"Das ist aber nett, dass du mich kennst. Also, ich weiß nicht wieviel da ist, aber ihr habt von Tonnen geredet. Ich will 5000."
"Ansonsten?"
"Ansonsten rufe ich die Stadtwache und lasse euch festnehmen."
Das hier war ja mal ein richtig guter Bürger, genauso, wie die Grünröcke ihn liebten. Er nannte die Wache noch nicht einmal 'Grünröcke'.
"Gut, pass mal auf. Wir schauen, wieviel da ist, denn du wirst es ja sehen. Wenn es ganz viel ist, bekommst du deine 5000. Wenn es weniger ist, finden wir ein Lösung. Einverstanden?"
"Wann kommt ihr denn wieder?"
"Wir brauchen noch einen Schlüssel für die Tür unten. Morgen, übermorgen, lange wird es jedenfalls nicht dauern."
"Na gut, ich erwarte euch. Tschüss."
Dann war er wieder verschwunden.

Nachmittags hatten wir Audienz bei Renaer. Wir brachten Kuchen mit und er spendierte die Getränke.
"Na, ich sehe, ihr habt mir meinen kleinen Scherz verziehen.", lächelte er.
"Das stimmt, wobei mir echt das Herz in die Hose gerutscht war. Aber eine bessere Werbung gab es nicht", erwiderte ich.
Wir erzählten ein wenig, was wir so gemacht hatten die letzte Zeit und dann fragten wir ihn geradeheraus.
"Kennst du eine Königin, Renaer? Wir haben da ein kleines Problem."
"Wozu braucht ihr eine Königin?" Er wirkte sehr erstaunt.
"Erinnerst du dich an das Geld deines Vaters?"
Seine Augen quollen leicht hervor und er verschluckte sich an seinem Wein. Das war die Rache für den Eröffnungsabend.
"Ihr habt es gefunden?"
"Jupp. Allerdings brauchen wir einige magische Schlüssel und einer davon ist das Geschenk einer Königin."
Er lehnte sich zurück und wurde nachdenklich.
"Interessant, das ließe sich sogar machen. Ich muss euch aber sagen, dass mein Vater das Geld gestohlen hat. Die Königin wird es zurück haben wollen, abzüglich eines Finderlohns für euch."
Mir schwante Böses und dann kam es.
"Laeral war Königin von Stornanter, einem alten Elfenreich, welches untergegangen ist. Faktisch ist sie noch die Königin, denn sie hat nie abgedankt."
Wir schauten ihn sprachlos an. Dann räusperte sich Frida.
"Wann ist das denn untergegangen?"
"Ach, so 400 Jahre wird das schon her sein, glaube ich."
"Und wieso hat dein Vater das Geld ausgerechnet von ihr geklaut?"
"Hat er nicht. Er hat es aus den Schatzkammern von Waterdeep entwendet. Laeral ist jetzt die 'Offene Fürstin'. Sie wird es für die Stadt wiederhaben wollen."
Das konnte ich verstehen. Ich hätte eh nicht gewusst, was ich mit 100.000 Drachen anfangen soll. Soviel kann man doch gar nicht essen oder trinken. Wie hoch wäre denn so ein Finderlohn? Das hatte ich wohl laut gedacht, denn er antworte prompt.
"Das wären so 10 Prozent der Summe. Also für alle zusammen, natürlich. Vielleicht auch etwas mehr, kommt darauf an, wie gut ihre Laune gerade ist."
Wir sahen uns an. Wir wussten immer noch nicht, wieviel Gold da drin lag.
"Das wären vielleicht so 8-10.000 pro Person," schätzte Florence, "das ist viel Geld. Ich wüsste auch nicht, was ich mit noch mehr anstellen sollte."
Renaer lachte. "Kauf dir eine Burg mit Personal. Dann wirst du sehen, wie schnell dein Gold dahin schmilzt. Was glaubst du, warum Adelige so habgierig sind? Das Leben ist teuer. All die Bälle und Feste. All die Schmarotzer, die etwas ab haben wollen. All die Wachen, damit du dein Gold auch behältst."
"Was soll ich mit einer Burg?", sagte Florence. "Ich habe doch hier alles, was ich brauche. Ist zwar schön, was auf der hohen Kante zu haben, falls das mit dem Restaurant nicht mehr läuft, aber so viel mehr?"
Das war ein gutes Argument, musste ich sagen. Jemand mit 100 Drachen in der Tasche galt in den Docks als reicher Mann. Renaer nickte.
"Das ist es, was ich an euch so mag. Kein Schickimicki. Alles sehr realistisch betrachtet. Alles ehrlich. Für wann braucht ihr denn eine Audienz?"
Das mit der Ehrlichkeit würde ich jetzt nicht unterschreiben. Florence würde mir da zustimmen.
"Möglichst schnell, würde ich sagen, bevor uns jemand zuvor kommt."
"Mal sehen, was sich machen lässt."

Nim wollte Papier und Stifte. Er hätte eine Idee, nachdem er sich die Küche angesehen hatte. Pip meinte, er hätte noch nie jemanden gesehen, der so schnell Gemüse schnippeln konnte, ohne dabei seine Finger zu verlieren. Nim wollte halt helfen.

(SP: Kennt ihr noch die Szene in Alien 2, wo der Andro das Messerspiel gemacht hatte? Genau so.)

Das mit dem Papier war um die Uhrzeit schwierig, aber Rishaal konnte aushelfen. Er schloss zwar gerade ab, als ich angehetzt kam, aber was tut man nicht alles für die Nachbarschaft und natürlich für ein paar Drachen. In der Nacht war der Flinkling damit beschäftigt, Konstruktionszeichnungen zu erstellen.
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Re: Tales from the Table (D&D 5e) Dragon Heist

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1492 Tarsakh 29

Es klopfte an die Tür. Warum kamen immer alle vorbei, wenn wir beim Frühstück saßen? Frida, dachte wohl ähnliches und marschierte recht aufgebracht zu Tür. Ihre schlechte Laune verschwand schlagartig, als sie die Tür aufriss und sah, wer da stand.
"Oh, Dame Laeral. Bitte entschuldigt ich hatte jemand anderes erwartet. Wollt ihr eintreten?"
"Gerne, vielen Dank."
Sie ließ sich an unserem Tisch nieder und lehnte höflich die Teilnahme am Frühstück ab.
"Danke, um die Uhrzeit esse ich noch nicht. Renaer hat mir etwas Unglaubliches erzählt. Ist das wahr?"
Wir nickten.
"Der Schatz von Dagult. Ich hatte davon gehört und seit den Unruhen in der Stadt war ich mir sicher, dass das Geld über kurz oder lang auftauchen würde. Renaer hat mich darüber informiert, dass ihr den Zugang gefunden habt. Ihr benötigt einen speziellen Schlüssel dafür, sagte er mir."
Wir nickten.
"Euch ist klar, dass Dagult das Geld über Jahre dem Stadthaushalt entzogen hat? Als ich hier angefangen habe, war das Stadtsäckel, wie man so schön sagt, leer."
Wir nickten.
"Daher würde ich im Austausch für den Schlüssel einen Großteil des Schatzes zurück an die Stadt geben wollen."
Wir nickten nicht. Sie blickte uns an.
"Wieviel ist denn ein Großteil? Ich meine, wir hatten die Arbeit und die Prügel und die Kosten, ganz zu schweigen von den vielen Feinden, die wir uns gemacht haben, um das Gold wiederzufinden.", sagte ich. "Abgesehen davon, dass wir immer noch in Lebensgefahr schweben. Vor allem die Xans werden nicht vergessen, was wir alles gegen sie unternommen hatten."
"Ich dachte an 95%."
Sehr witzig. Ich räusperte mich.
"Wir würden mit 20% als Anteil zufrieden sein."
"Das, mein lieber Ewan, ist unverschämt."
Sie kannte meinen Namen. Jetzt war es mir egal.
"Ich muss sagen, dass gleiche Gefühl beschlich mich, als ich die 5% gehört habe."
Stille senkte sich über den Raum. Dann begann sie erst zu lächeln und dann zu lachen.
"Das ist das erste Mal seit langer Zeit, dass mir jemand so frech widersprochen hat. Ich biete 10%, das ist mein letztes Wort. Nehmt es oder lasst es."
Florence nickte und sagte: "Hört sich gut an. Pro Person nehme ich an."
"WAS?"
Jetzt lachte Florence. "Nein, alles gut. Wir nehmen die 10%. Und gebt dem guten Renaer bitte auch etwas ab, denn ohne ihn wären wir nicht so weit gekommen."
"Daher müsstet ihr ihn eigentlich bezahlen, aber gut. Wann wollt ihr dort hin?"
"Nach dem Frühstück wäre schön.", meinte Frida.
"Ähm,", sagt Erdan, "Da wäre noch eine Kleinigkeit. Wir müssen auch noch einen Drachen bestechen."
"Was denn für ein Drache?" Laeral wirkte langsam ärgerlich.
"Im Theater wohnt ein kleiner Feendrache. Der braucht Geld, um es armen Leuten zu schenken. Vielleicht habt ihr davon gehört, dass ein guter Geist nachts Geld verteilt?"
Sie überlegte. "Habe ich tatsächlich. Das ist ein Feendrache? Wie süß. Wieviel will er denn?"
"5000. Ansonsten ruft er die Wache."
"Wieviel? Danach gibt es keine armen Leute mehr in der Stadt. Sonst noch jemand, der an mein Gold möchte?"
"Wahrscheinlich die halbe Stadt, aber von unserer Seite sind wir durch.", meine Florence.
Laeral seufzte. Dann griff sie in ihren Umhang und zog eine Feder hervor. Die war golden und rot und sie gab sie Florence.
"Nehmt das als Geschenk einer Königin, Frau Florence."
Florence besah sich die Feder. "Vielen Dank, Dame Laeral. Eine Frage, die sieht echt aus. Von was für einem Vogel ist sie?"
"Von einem Phönix."
"Ui."
"Ich habe eine Kutsche für euch mitgebracht. Wir werden dann gleich aufbrechen."
"Wir?"
"Natürlich, dass lasse ich mir nicht entgehen." Hier lächelte sie verschmitzt. "Ach, mal etwas Abwechslung vom Verwaltungsalltag. Renaer kommt auch mit, ich denke, wir werden ihn brauchen."
"Woher wollt ihr das wissen?"
"Ich habe verschiedene magische Möglichkeiten. Renaer wurde als wichtig bezeichnet."
"Das könnte es sein, der Stein hatte noch etwas Fehlendes erwähnt, wusste aber nicht genau, was.", sagte ich.
Dann rief ich Nim und er kam von oben herunter. Laeral sah mich fragend an.
"Das ist der zweite Schlüssel," erklärte ich, "ein Konstrukt. Und ein besseres als Nim gibt es nicht. Leider können wir nur mittels Magie mit ihm reden."
Der Flinkling verbeugte sich elegant.

Wir verließen unser Haus und traten auf den Platz. Der Platz war voller Leute. Die Einwohner waren zusammengeströmt und beobachteten den Auflauf. Einige hofften wohl, dass wir jetzt endlich verhaftet würden.
Ich musste jetzt doch einmal tief durchatmen. Vor dem Restaurant standen zwei Kutschen. Um sie herum verteilt saßen etwa 20 Reiter schwer bewaffnet auf ihren Pferden und beobachteten mit grimmigen Mienen die Menge. Über uns kreisten zwei Greifen mit ihren Reitern. Das war die ganz große Oper! Nim war auf den Kutschbock geklettert und winkte allen zu. Wir stiegen ein und setzten uns in Bewegung. Erst jetzt fiel mir auf, dass wir kein Ziel genannt hatten.
Grünröcke und Gardisten säumten die Straßen und hielten den Verkehr auf. Menschen begafften den Konvoi. So langsam bekamen wir ein Gefühl dafür, wie man sich als König fühlen musste. Oder als Staatsfeind Nummer eins auf dem Weg zur Hinrichtung. Die Kutschen rollten zügig durch die Stadt und hielten vor dem Theater an.
"Sie hat Spione!", zischte Frida.
"Und sehr gute noch dazu. Ich habe nichts gesehen oder gehört,", meinte Florence. "Warum auch nicht? Sie ist der Boss von der Stadt. Da sollte man schon wissen, was passiert, meinst du nicht auch?"
Im Theater brach Panik aus. Wahrscheinlich glaubten alle, dass sie jetzt wegen galoppierendem Irrsinn verhaftet würden. Gardisten bahnten sich einen Weg durch die aufgeregte Menge. Laeral schritt voran, Renaer an ihrer Seite. Sie sahen sehr gut aus, die beiden, so zusammen. Dann folgten wir und weitere Gardisten marschierten hinter uns her. Ab heute kannte uns wohl jeder. An der Garderobe hielten wir an. Laeral nickte uns zu.
"Nur zu, ihr habt den Vortritt."

Wir öffneten die Falltür. Die Treppe führte ins bekannte Dunkel. Hinter uns trampelte gut die Hälfte der Gardisten mit nach unten.
Wir erreichten das Portal mit dem in den Boden eingelassenen Halbkreis. Nim nahm den Augenstiel und die Feder und betrat den Halbkreis. Im ersten Moment passierte nichts und dann öffnete sich langsam das Portal.
Wir sahen zum ersten Mal, was uns erwarten würde.
Es war eine alte Zwergenfestung.
Es war eine Ruine.
Ich wüsste nicht das Alter zu schätzen, aber der Stein hier sah bröckelig aus. Das war alt hier, richtig alt.
Laeral sagte den Wachen, sie sollten den Zugang gegen Eindringlinge schützen. Wir waren nun nur noch zu siebt.
Die Halle wurde von drei Säulen getragen. In die Wände waren zwölf Doppeltüren aus einen stumpfen grauen Material eingelassen. Alle Türen trugen als Relief Zwerge in voller Kampfmontur.
"Ich würde sagen, dass nur eine Tür uns weiterbringt.", sagte Laeral. "Aber welche?" Das sie automatisch die Rolle des Führers einnahm, war uns, glaube ich, allen klar gewesen.
Wir sahen uns an. Außer der offensichtlichen Tatsache, dass die Zwerge alle unterschiedlich bewaffnet und gerüstet waren, gab es keinen Unterschied. Vielleicht gab es einen, aber wir hatten keinen Zwerg bei uns, der uns das erklären konnte.
Aber es war einfach. Elf Türen ließen sich nicht öffnen, die zwölfte hingegen schon. Dahinter war eine Halle mit einem Fresko, auf dem Zwerge Goblins bekämpften. Im hinteren Teil des Raums führte eine Treppe abwärts. Wir marschierten durch den Raum zur Treppe und stellten fest, dass nicht mehr alle Mitglieder unserer Truppe dabei waren. Renaer und Frida starrten auf das Fresko und waren nicht mehr ansprechbar.
"Ach, das ist ja mal eine interessante Abwechslung.", sagte Laeral. "Ein Bild, welches den Betrachter so in den Bann zieht, dass er es nicht mehr verlassen kann. Das haben wir gleich."
Sie zauberte und Frida und Renaer schüttelten den Kopf.
"Beeilt euch, die Wirkung hält nicht lange an.", sagte Laeral.
Die beiden taten, wie ihnen geheißen und wir gingen die Treppe hinunter.

Der nächste Raum war eine langgestreckte Halle. Drei Brücken führten über eine gut 12 Meter breiten Abgrund zu Türen auf der anderen Seite. Eine der drei Brücken wies bereits eine große Lücke auf und die anderen beiden würden auch bald welche haben, spätestens dann, wenn die gepanzerte Hobgoblinkämpferin darüber marschieren würde.
Die Wand auf der linken Seite zeigte das Mosaik eines Zwergen, der auf einem Amboss weitere Zwerge schmiedete. Teile des Bildes waren aus der Wand gefallen. Ich erinnerte mich dunkel an einige Geschichten, die mir Doran während meiner Ausbildung erzählt hatte. Das musste Moradin Silberhammer sein, der die Zwerge schmiedete, die heute die Welt bewohnten. Das Bild passte zu den Säulen, die riesige Kriegshämmer bildeten.
Wie kamen wir da rüber? Ich konnte die Brücken mit Nebelschritt passieren, aber was war mit den anderen? Daher sahen wir uns erst die Halle genau an.
Mit zwei Elfen fand sich einfach alles, selbst die Geheimtür am Ende der Halle. Auf dem Weg dahin glibberte aus einem Spalt in der Wand eine schwarzes puddingartiges Geschöpf, dass aber keine Chance gegen Laerals und meine Magie hatte. Laeral verwendete einen weiteren Zauber und die Tür öffnete sich in einen Raum.
Der Raum war klein, aber oho. Auf steinernen Plattformen thronten von Alter grün angelaufenen Kupfergefäße. Die waren voll mit Gold, Edelsteinen, Ringen und Juwelen. Einer der Ringe war sogar magisch, ein Ring gegen Kälte, wie ich später herausfand. Das waren so in etwa 1700 Drachen inklusive der Urnen, nach denen sich ein Antiquitätenhändler die Finger lecken würde. Schön, da hatten wir ja schonmal ein Taschengeld. Bei sieben Leuten blieb auch nicht viel über, etwa 245 pro Person.
Jetzt könnte man sich fragen, was Nim mit dem Gold anstellen würde, aber ich glaube, der zieht damit los und kauft sich Baumaterial für seine Ideen. Er brauchte nur Begleitschutz, ansonsten würde er hemmungslos übers Ohr gehauen. Das war ein echter Sonnenschein, der überhaupt nicht wusste, was böse war. Der leider aber deshalb auch nicht wusste, wovon man besser die Finger lassen sollte. Andere Leute wussten nämlich sehr gut, wie sie seine Erfindungen zu ihrem eigenen Nutzen einsetzen konnten.

Da wir schon mal da waren, untersuchten wir die Tür gegenüber. Ich balancierte über die Brücke. Es knirschte und Mörtelfladen fielen in die Tiefe. Bei den Göttern, war das morsch und ich war mit Ausnahme von Laeral der leichteste hier!
Mitten im Raum stand ein Amboss. An den Wänden waren Gemälde mit Zwergenschmieden, die ihrer Arbeit nachgingen. Irgendwas stimmte nicht an den Gemälden und dann kam ich drauf: Einer der Hämmer war erhaben und ließ sich von der Wand nehmen.
Darunter war eine Inschrift: "Lasst eure Herzen leicht werden, um die Schlacht zu gewinnen."
Auf dem Amboss war auch eine: "Lasst den Hammer fallen und den Amboss erklingen."
Ich begann mit einem Ritual. Wie fast schon erwartet, war der Amboss magisch. Eine Verzauberungsaura lag auf ihm.
Ich rief das mal rüber und schloss mit den berühmten letzten Worten: "Soll ich mal auf den Amboss hauen?"
"Besser nicht," meinte Laeral, "das hier ist von und für Zwerge. Da wäre ich vorsichtig."
Das war ein gutes Argument. Daher hörte ich ausnahmsweise auf die Stimme der Vernunft und klemmte den Hammer wieder in seine Halterung. Dann bewegte ich mich vorsichtig zurück in die Halle.

Die mittlere Brücke war die, die ein Loch hatte. Ich benutzte meinen Nebelschritt, um sicher hinüber zu kommen.
Auch dieser Raum war grob quadratisch. In den vier Ecken standen Zwergenrüstungen, die mit Spinnweben überzogen waren. Die Weberinnen waren vor langer Zeit verhungert, schätzte ich. Zwergenrunen waren auf der Rückwand eingemeißelt.
"Kann hier jemand Zwergisch?", fragte Laeral, die die Runen selbst auf diese Entfernung erspäht hatte. Anstelle einer Antwort las ich laut vor:
"Ein Geheimnis, welches nie zuvor offenbart wurde, wird Dumathoins Lippen teilen."
"Was bedeutet das?", wollte Laeral wissen.
"Ich hatte einen guten Lehrmeister. Der erzählte mir während der Ausbildung viel über zwergische Götter und das Zwergensein an sich. Dumathoin ist auch der Gott der Geheimnisse. Ich vermute, dass wir hier nur weiterkommen, wenn einer ein Geheimnis erzählt."
"Ich verstehe. Die Definition eines Geheimnisses ist ja, dass es geheim ist, also das niemand davon weiß. Wer von uns hat denn ein Geheimnis, welches er nie gegenüber anderen geäußert hat?", fragte Laeral.
Wir sahen uns unbehaglich an. Die meisten solcher Geheimnisse waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, weil sie peinlich waren.
Renaer meinte: "Ich hätte eins, wenn wir alle drüben sind. Lasst uns erst die letzte Tür ansehen."

Ich öffnete die letzte Türe. In dem Raum stand die Statue eines Zwergen, gute zwei Meter groß und in schwere Rüstung gehüllt. Er trug eine Schlachtaxt. Das Gesicht war von einer Maske verhüllt, die nur die Augen freiließ. Seine Augen waren rot und orange gefärbt worden. Etwas kratzt an meinem Hinterkopf, aber ich kam nicht drauf.

(SP: Geschichtswurf vergeigt …)

Vor ihm im Boden war eine Falltür aus Adamantit. Darauf war ein großer Ring, mit dem man sie wohl aufklappen konnte. Allerdings glaubten wir ja schon zu wissen, wo es weiter ging. Das roch mir verdächtig nach Falle. Wir beschlossen, diesen Raum in Ruhe zu lassen.
Auf dem Rückweg knirschte die Brücke bedenklich, aber sie hielt stand.

Laeral konnte mit Magie eine Brücke bauen! Das war ja Magie vom Feinsten. Wir wanderten über den schmalen Steg und standen sicher in dem Raum.
Renaer räusperte sich und sagte. "Ich mag Männer lieber als Frauen."
Laeral wirkte für einen Moment konsterniert, gewann aber schnell ihre Fassung wieder.
"Ui,", sagte Florence, "das war mutig."
Das fand ich auch. Waterdeep war eine sehr offene Stadt, aber auch hier gab es Ressentiments gegen bestimmte Sachen. Jetzt wusste ich auch, warum er immer mit dem Nichtsnutz Floon herumhing. Ich hatte mich schon gewundert.
Eine Tür in der Wand, die bisher niemand bemerkt hatte, öffnete sich. Eine Wendeltreppe wendelte sich in die Dunkelheit nach unten.

Wir erreichten den Fuß der Treppe. Hinter einem Durchgang öffnete sich eine weitere Halle. Die war unübersichtlich. Gewaltige Säulen stützen die Decke und trennten einzelne Teile des Raumes ab. Sanftes goldenes Licht erfüllte den Raum. Eine Lichtquelle war nicht auszumachen. Darstellung von Zwergen, die irgendwelche Rituale vor anderen Zwergen durchführten, schmückten die Wände und die Säulen. Waren das Priester und ihre Götter? Ich wusste es nicht. Was ich aber wusste: Hier war die größte Menge an Gold und Silber versammelt, die die Welt je gesehen hatte. Überall lagen Münzen herum. Es schien, als würde die Menge größer und die Hügel höher, je weiter man in die Halle kommen würde.
Gold!
Überall!
Selbst das Licht war golden.
Bei den Göttern der Habgier, was für ein Anblick. Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte langsam die Gier aller Lebewesen verstehen, wenn sie Gold sahen.
So viel Gold.
Das war irritierend und ich verlor langsam meine Denkfähigkeit.
Gold!
10%.
Zu wenig.
50%.
Scheiß drauf, hier gehört alles mir!
Alles!
Mir!
Ich wandte mich um, ein irres Flackern in den Augen. Dann gingen die Lichter aus.

"Woher wusstest du, was gleich passiert?". Das war Laerals Stimme.
"Das Bewegen der Schatten verrät ihn.", sagte Frida.
"Das ist gut, oder?"
"Weiß ich nicht, aber immer, wenn er aus dem Gleichgewicht gerät, dann kommen die Schatten zu ihm. Dann weiß man, dass er die Kontrolle verloren hat. Passiert aber nicht oft."
"Aber er zaubert doch auch mit Hilfe der Schatten. Wie unterscheidest du das?"
"Meistens fasst er vorher sein Amulett an oder wir haben Gegner."
Das Gemurmel hatte sich in Worte verwandelt. Ich richtete mich stöhnend auf. Mein Schädel dröhnte. Wahrscheinlich hatte Frida mir einen verpasst.
"Ich glaube, es ist gut jetzt. Ich war wohl überwältigt."
"Ja, das kann ich verstehen. Sowas habe ich auch noch nie gesehen," sagte Laeral, "und ich hatte ein paar Jahrhunderte mehr als ihr."
Wir hörten Geräusche. Irgendetwas Großes gähnte. Irgendetwas Großes bewegte sich. Münzen klimperten und Haufen gerieten ins Rutschen.
"Hallo!", rief Renaer. "Ist da jemand?"
Dann ertönte eine rumpelnde Bassstimme.
"Dagult? Wird auch langsam Zeit, verdammt nochmal! Ich habe fast keine Vorräte mehr."
Das war jetzt nicht ganz das, was wir erwartet hatten. Schwere Schritte ließen die Halle erzittern und um die Ecke schob sich ein riesiger Drachenkopf.
"Oh, du bist nicht Dagult. Ihr seid nur Schatzräuber. Ihr werdet jetzt sterben, wenn ihr nicht sofort verschwindet. Ach ja, ihr lasst alle eure Münzen und Edelsteine hier. Erzählt mir bitte nicht, ihr habt keine, denn ich kann sie riechen."
"Einen Augenblick mein Freund," sagte Laeral, "dieses Gold hat Dagult Neverember gestohlen. Dafür wurde er exiliert. Ich beschlagnahme diesen Hort als Eigentum der Stadt Waterdeep."
"Du tust was, du freche kleine Elfe? Wer bist du überhaupt?"
"Ich bin Laeral Silberhand, die 'Offene Fürstin' von Waterdeep."
"Das ist Dagult, erzähl mir nichts."
"Sie ist es aber wirklich," mischt sich Renaer ein, "ich muss das wissen, denn ich bin Renaer Neverember, Dagults Sohn. Dagult ist seit drei Jahren nicht mehr in der Stadt gewesen."
Der Drachenkopf kam näher und schnuffte Renaer ab. Dahinter war noch sehr viel mehr Drache, wie ich bemerkte. Richtig viel davon. Das Vieh war gute 30 Meter lang! Der Bronzedrache im Wasser war ja groß gewesen, aber ein Welpe gegen den hier.
"Hm, mag sein. Du riechst ein wenig wie er, und du hast die gleiche Stimme. Das kann aber auch ein Trick sein."
"Wie sieht es denn mit deinem Essen aus?", fragte ich. "Hörte sich eben so an, als wäre bald Hungern angesagt."
Der Kopf ruckte zu mir herum. "Wer bist du?"
"Ewan Twiligh, vom 'Wachsamen Orden der Magier und Beschützer'."
Ich verbeugte mich leicht.
"Nehmen wir mal an, dass die freche kleine Elfe recht hat.", sagte ich.
Ich hörte, wie Laeral scharf die Luft einsog.
"Dann bewachst du diesen Hort für niemanden. Auf der anderen Seite, wenn du ihn freigibst, würde sie wahrscheinlich nicht alles auf einmal abtransportieren, sondern immer nur so viel entnehmen, wie sie gerade benötigt. Dafür hat sie den besten Wächter der Welt, damit das Gold der Stadt nicht noch einmal abgezweigt wird. Und dein Essen wäre damit auch gesichert. Dürfte ich dich nach deinem Namen fragen?"
Der Drache schaute mich mit glasigen Augen an. "Ich heiße Aurinax."
"Wie passend."
"Hm, nehmen wir einmal an, dass du die Wahrheit sagst. Dann wäre deine Annahme richtig. Wenn du aber lügst, dann nehmt ihr einen Teil des Goldes mit und verschwindet auf Nimmerwiedersehen."
"Es mag dir jetzt komisch vorkommen bei deinem Körperbau, aber mehr als 500 Münzen kann ich nicht tragen. Das ist sonst zu schwer und für den Rest, Frida und Nim ausgenommen, gilt das Gleiche."

(SL: Mach mal einen Überzeugungswurf. Klickerklacker, 19 mit allen Boni. SL: Gut der Drache wird nachdenklich.)

Der Drache überlegte, kämpfte mit sich, verlor und seufzte dann.
"Eigentlich hast du recht. Ich ahnte schon, dass das Gold gestohlen war. Aber so viel auf einem Haufen? Ich konnte einfach nicht widerstehen."
Ich lächelte und nickte. "Das glaube ich dir, Aurinax. Dafür muss du dich nicht schämen. Frida hat mich bewusstlos gehauen, weil mich auch die Gier überkommen hat."
Dann besichtigten wir die Halle.
"Sag mal, Aurinax, wieviel ist das hier?", fragte Laeral.
"500.000 Drachen, ziemlich genau."
Ich japste, Frida und Florence schauten glasig auf die Münzen. Florence fasste sich als Erste. "12.500 für jeden von uns. Wahnsinn."
"Und für Nim legen wir zusammen.", sagte Frida. Nim nickte und umarmte sie.
"Und was ist das?", fragte Laeral und zeigte auf einen kleinen Haufen Edelsteine.
"Das ist der kärgliche Rest meiner Verpflegung."
"Du isst Edelsteine?"
"Ja, leider. Ein Fluch, verstehst du? Sie schmecken nicht, aber ich bleibe am Leben."
Wir plauderten noch ein wenig mit Aurinax, der nach drei Jahren Einsamkeit in Redelaune war. Dann verabschiedeten wir uns mit dem Versprechen, bald wieder zu kommen und seine Verpflegung aufzufüllen. Eine Frage hatte er aber noch an Laeral.
"Der Zugang ist jetzt offen. Wie willst du sicherstellen, dass sich nicht Unbefugte in deinem Namen Zutritt verschaffen?"
"Ich oder Renaer hier werden persönlich zugegen sein, wenn Gold benötigt wird. Jeder andere, der behauptet, er käme in meinem Auftrag, ist ein Dieb und entsprechend zu behandeln."
Sie streifte mich mit einem Blick aus eiskalten blauen Augen. "Das gilt selbst für diesen beredten jungen Mann hier. Ich würde ihm nicht über den Weg trauen, wenn er mir ein Reitpferd aus bestem Stall verkaufen wollte. Auch wenn Vajra viel von ihm hält."
Ich war gleichzeitig beleidigt und stolz. Eine seltsame Mischung. Dann fuhren wir nach Hause und kümmerten uns um das Restaurant. Das war schön, endlich einmal nichts zu tun. Das hielt nur nicht lange vor.

Level up!

Ende von Episode IV und damit des Moduls

(SP: Ob wir uns jetzt noch um die Villains kümmern oder direkt ins Labyrinth hinabsteigen, ist noch offen. Es waren auch noch Sachen zu tun: Die Doppelgänger mussten wir uns ansehen und was hatte Nim gezeichnet? Gerade jetzt verließ uns der SL.)
Kein Plan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit den Spielern hinaus.
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